Meereskundliche Dienste
numerischen Strömungsmodell werden täglich
Wasserstand, Strömungen, Wassertemperatur,
Salzgehalt und - soweit vorhanden - Eisbe
deckung berechnet. Nach Abschluss der Vorher
sageläufe, jeweils gegen Mitternacht, stehen Vor
hersagen der genannten Größen für die nächsten
48 Stunden zur Verfügung. Die Ergebnisse des
Strömungsmodells liefern die Basis für die Aus
breitungsmodelle. Ein weiteres Modell (Staumo
dell) wird speziell für den Wasserstandsvorher
sage- und Sturmflutwarndienst betrieben.
Das Strömungsmodell und das Staumodell
erhalten zweimal täglich meteorologische Vorher
sagedaten - Wind, Luftdruck, Lufttemperatur,
spezifische Feuchte und Gesamtbewölkung -
von den meteorologischen Vorhersagemodellen
des DWD. Für das Staumodell sind nur Wind und
Luftdruck relevant. Der DWD hat 1999 seine
Modellketten für die Wettervorhersage und den
Seegang durch solche mit höherer räumlicher
Auflösung ersetzt. Seegangsvorhersagen können
im Strömungs- und im Staumodell als Eingangs
daten zusätzlich zu den meteorologischen Para
metern verwendet werden. Alle vom Strömungs
modell berechneten Ergebnisse werden in
15-minütigem Abstand in einem Magnetband-
und CD-Archiv aufbewahrt, damit auch Auskünfte
über zurückliegende Zeiträume gegeben werden
können.
Strömungsprognosen des Modells wurden
1999 der See-, Küsten- und Sportschifffahrt auf
unterschiedliche Weise zur Verfügung gestellt.
Eine Zusammenarbeit zwischen der Modell
gruppe des BSH und dem DWD besteht Im Pro
jekt „Baltic Ferry Information System“ (BAFIS)
und bei der Entwicklung eines Routenberatungs
programms für die Feeder-Schifffahrt in Nord-
und Ostsee (MetFeeder). Wie schon in den ver
gangenen Jahren wurden Vorhersagen des Mo
dells auch für mehrere Segelregatten, z.B. die
Nordsee-Woche und die Kieler Woche, zur Verfü
gung gestellt. Seit Sommer 1998 werden im Inter
net täglich Strömungskarten von Modellprogno
sen für 15 Teilbereiche der Deutschen Bucht und
westlichen Ostsee angeboten.
Eine weitere wichtige Anwendung des Mo
dellsystems sind Driftvorhersagen (zwei Tage
voraus) für in das Meer gelangte Öle, Chemika
lien und verpackte Stoffe. Das BSH unterstützt
die Sonderstellen des Bundes und der Länder für
Meeresverschmutzungen (SBM/SLM) mit Prog
nosen der Öl- und Chemikalienverdriftung nach
Unfällen und illegalen Einleitungen auf See. Das
Ausbreitungsmodell ist ein wichtiger Bestandteil
des Rechnergestützten Maritimen Unfallmanage
ment-Systems (REMUS), das 1998 im Küsten
wachzentrum Nordsee in Cuxhaven in Betrieb ge
nommen wurde. Das Modell ist außerdem ein
wertvolles Hilfsmittel in Seenotfällen. Ein direkter
Zugang zum BSH-Driftmodell ermöglicht es der
Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchi
ger, zu jeder Zeit mit Driftsimulationen Suchstra
tegien nach Schiffbrüchigen zu optimieren.
Darüber hinaus werden die im Modell unter
realistischen Wetterbedingungen berechneten
Strömungsdaten in Gutachten zu Umwelt-Ver-
trägllchkeits-Untersuchungen verwendet. So wurde
Im Auftrag der Hansestadt Rostock zusammen
mit dem TÜV-Nord, Umweltschutz GmbH, ein
Gutachten über die Ausbreitung von Baggergut
erstellt.
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