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Ergebnisse im Kontext der NAO
verursacht eine Deformation und/oder eine Beschleunigung des Subpolarwirbels, was zur
Ausbildung von Mäandern des Nordatlantischen Stroms, baroklinen Instabilitäten oder der
Wechselwirkung von Rossby-Wellen mit der mittleren Strömung führt, also letztendlich zu
mesoskaliger hydrographischer Variabilität. Entlang des WOCE-Schnitts A2 sind mesoskalige
Zirkulationszellen, die nicht geschlossen zu sein scheinen und somit zu einem Transportun
gleichgewicht über den gesamten Schnitt führen können, besonders deutlich in der Region
zwischen 30°W und 40°W zu beobachten (Abb. 6.7). Diese Region scheint “kritisch” zu sein,
was die ozeanische Reaktion auf geänderte Fluktuationen des Windfeldes über dem Nordat
lantik angeht. Wie schon in Kapitel 5.6 gezeigt, ist weder die mesoskalige Variabilität auf der
kalten Seite des NAC für die Transportvariationen verantwortlich, noch die dadurch forcierte
ostwärtige Verlagerung des Kerns des NAC (Abb. 6.7), sondern hauptsächlich die mesokali-
ge Variabilität auf seiner warmen Seite. Bevorzugt nach einem negativen NAO-Index bilden
sich antizyklonale Rezirkulationszellen im zentralen Nfb aus, die bis in Tiefen von 1000 dbar
reichen, so dass die quasi-permanenten Zellen auf der küstenabgewandten Seite des NAC
verstärkt werden. In der Region zwischen 30°W bis 40°W ist während einer Phase abge
schwächter Westwinde über dem Nordatlantik ein warmer “Pool” zu beobachten, mit einem
Netto nach Süden gerichteten Transport, der den Transport über den gesamten Schnitt re
duziert. Eine lineare Korrelation zwischen der Position des Nulldurchgangs des curljT und
den über A2 abgeschätzten absoluten meridionalen Wärmetransporten kann jedoch nicht
definiert werden. Die geringen Transporte, die scheinbar die hohe Korrelation mit atmo
sphärischen Änderungen ausmachen, liegen gerade am Anfang und Ende des Zeitraums, den
die Reanalyse-Daten erfassen (Abb. 6.6).
Abbildung 6.6: Zeitserie der geographischen Breite des Nulldurchgangs des zonal-integrierten (zwi
schen 30°-40°W) curl-r im Winter (DJF) aus NCEP/NCAR-Reanalvse Daten; zur Verdeutlichung
seiner Position während hydrographischer Aufnahmen entlang des WOCE-Schnitts A2 sind zusätzlich
die Wärmetransporte aus Abb. 6.5 eingetragen.
Wiederholte hydrographische Messungen entlang des WOCE-Schnittes A1E zwischen Irland
und Südgrönland, die somit die nordöstliche Grenze des Subpolarwirbels erfassen, zeigen ei
ne deutliche Reaktion auf kurzfristige Änderungen des NAO-Index [Bersch et a/., 1999]. Als
Reaktion auf die größte zwischenjährliche Änderung des NAO-Index im 20sten Jahrhundert,
wird quasi-instantan eine Erhöhung des Wärme- und Salzinhalts des SPMW des Schnittes
A1E um 17% bzw. 10% zwischen den Sommern 1995 und 1996 in der Rockallsenke beobach
tet. Diese Änderungen lassen sich aber auch nicht allein aus dem reduzierten Wärmeverlust
und dem verminderten Süßwassereintrag im Winter 1995/96 erklären. Die thermohalinen
Veränderungen deuten vielmehr auf eine zusätzliche advektive Deformation des Subpolarwir-
bels als barotrope Reaktion auf den reduzierten windbedingten Antrieb hin, die sich in dieser
Region in einer westwärtigen Verlagerung der subpolaren Front äußert [Bersch et ai, 1999].