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Ergebnisse im Kontext der NAO
NAO-Index überwiegt somit der vertikale den horizontalen Wassermassenaustausch in der
zentralen Grönlandsee.
Im Gegensatz zu den beckenweiten Änderungen in den Subtropen und in der Grönland
see nimmt die Intensität der Nordostkomponente des Island-Tiefs, die kalte und trockene
kontinentale Luft von der Westküste Grönlands über die Labradorsee advektiert, bzw. der
positive curl 2 r über der zentralen Labardorsee in der Phase eines negativen Winter NAO-
Index ab. Durch die Abnahme des curl 2 f kann der Süßwassereintrag aus dem Arktischen
Ozean durch den EGC in das Konvektionszentrum der Labradorsee Vordringen und es kann
zur Ausbildung eines “Süßwasserdeckeis” kommen, wie zwischen 1968-1971 (der “Great Sali-
nity Anomaly” (GSA)) und zwischen 1977-1981 (der “Less Great Salinity Anomaly (LGSA))
in der Labradorsee beobachtet [Lazier, 1995]. Lokale Effekte, wie die Eisbedeckung [Belkin
et al, 1998] und Niederschlagsraten beeinflussen die Konvektionsintensität zusätzlich zu lo
kalen und nicht-lokalen Effekten des variablen Windfeldes. Bei einem negativen NAO-Index
werden in der zentralen Labradorsee sowie östlich von Neufundland geringere Niederschlags
mengen als im langzeitlichen Mittel beobachtet [Appenzeller et al, 1998; Houghton, 1996]
(Abb. 6.1). Der entscheidende Faktor, der die Tiefe der Konvektion reduziert, ist jedoch die
Temperatur [Read und Gerald, 1992]. Analysen der Dichtevariationen an der Wasseroberfläche
der Labradorsee von Speer et al. [1995] bestätigen den hauptsächlich thermischen Antrieb der
Variabilität des LSW. Für längfristige Änderungen des NAO-Index zeigt die Labardorsee ein
inverses Konvektionsverhalten gegenüber dem der Grönlandsee [Dickson et al, 1996; Dickson,
1997]. Zwischen den Jahren 1950-1970, einer negativen Phase des NAO-Index, beobachten
die Autoren beispielsweise eine hohe Konvektiousintensität in der Grönlandsee, während die
ser Zeitraum einer geringen Konvektionsintensität in der Labradorsee entspricht [Curry et
al, 1998]. Dickson et al. [1996] interpretieren das Konvektionsverhalten der Labradorsee als
nicht-lokale Reaktion auf die Verlagerung der Sturmintensität vor der Ostküste Nordamerikas
nach Südwesten, während einer negativen Phase des NAO-Index.
Die ozeanische Reaktion auf die NAO zeigt auf niederfrequenten Skalen im Nordatlantik
eine Tripolstruktur mit negativen (kalten) Winter SST-Anomalien in der Golfstrom-Region
(~30°-40°N) und positiven (warmen) in den Subtropen (~15°N) und östlich von Neufund
land (~50°N) während eines negativen (positiven) Winter NAO-Index. Die niederfrequente
ozeanische Reaktion ist westlich der Luftdruckanomalien lokalisiert, also nicht-lokal (Abb.
6.1). Die Grönlandsee “reagiert” analog zu der Golfstrom-Region.
In bisherigen Publikationen wird hauptsächlich auf den Winter (DJFM) NAO-Index von
Hurrell [1995] zurückgegriffen. Die westwärtige Verlagerung des Azoren-Hochs im Frühling
und Sommer verlangt jedoch, dass, für eine andere Jahreszeit oder den jährlichen NAO-
Index, Ponta Delgada die geeignetere Station ist [Hurrell und van Loon, 1997]. Um hier die
beobachtete niederfrequente Variabilität der Hydrographie in Abhängigkeit von jährlichen
Änderungen der atmosphärischen Bedingungen über dem Nordatlantik zu betrachten, wird
daher dem Winter (DJF) NAO-Index von Löwe und Koslowski [1998] der Vorzug gegeben.
Die Autoren definieren den NAO-Index als normierten Luftdruckgradienten an der Ozea
noberfläche zwischen Ponta Delgada und Akureyri (siehe Kapitel 2.2.1). Auf dekadischen
Zeitskalen ist das Signal des NAO-Index von Löwe und Koslowski [1998] - ohne eine saisona
le Verzerrung - deutlicher, stimmt aber generell mit dem des NAO-Index von Hurrell [1995]
überein (vergleiche Abb. 2.4 in Kapitel 2.2.1 und Abb. 6.1). Beide Indizes weisen im Jahr
1989 den höchsten Wert auf und zeigen zwischen den Wintern der Jahre 1995 und 1996 die
größte jährliche Änderung im 20sten Jahrhundert.