Skip to main content

Full text: Jahresbericht 1998

Modellierung 
Zur Havarie der „Pallas“ 
Im Oktober/November 1998 stellte das Mo 
dell im Zusammenhang mit der Havarie der Pallas 
ein wichtiges Hilfsmittel für die Planung der Öl 
bekämpfung dar. Nach einem Brand an Bord trieb 
die Pallas Ende Oktober 1998 manövrierunfähig 
im nördlichen Bereich der Deutschen Bucht. 
Bereits am 28.10.98 wurde versucht, durch Drift 
rechnungen abzuschätzen, wohin die manövrier 
unfähige Pallas treiben wird. 
Nach fehlgeschlagenen Schleppversuchen 
strandete die Pallas am 29.10.98 südwestlich 
von Amrum. In den folgenden Wochen wurde das 
Modell zum Teil mehrmals täglich verwendet, um 
die Ausbreitung des aus der Pallas ausgetrete 
nen Öls vorauszuberechnen. Nachdem ab dem 
7.11.98 Öl an die Strände einiger nordfriesischer 
Inseln gelangt war, wurden täglich Driftprognosen 
erstellt und verschickt, und zwar nicht nur an die 
Einsatzleitgruppe (ELG) des Bundes und der Kü 
stenländer in Cuxhaven, sondern auch an das 
Staatliche Umweltamt Schleswig und das Um 
welt- und Innenministerium in Kiel. 
Die mit dem Modell prognostizierten Ölver 
teilungen konnten häufig durch Ölanlandungen 
oder durch die Überwachungsflüge der Marine 
bestätigt werden. Die Abbildung 36 zeigt die 
berechnete Verteilung des ab dem 7.11.98, 
2:00 Uhr kontinuierlich ausgetretenen Öls am 
9.11.98, 18:00 Uhr. Zu dieser Zeit hatte das Öl, 
wie im Modell vorhergesagt, bereits die Südküste 
von Amrum und Föhr erreicht. Nach der Modell 
prognose befand sich an der Wasseroberfläche 
treibendes Öl noch östlich der Pallas im Bereich 
des Rütergat und der Norderaue sowie im Seege 
biet vor Sylt. Dieses vor Sylt treibende Öl sollte 
nach dem Modell am nächsten Tag die Küste 
erreichen, und tatsächlich wurden am 10.11.98 
Verschmutzungen der Sylter Westküste gemel 
det. 
Die Simulationen zur Havarie der Pallas 
zeigten jedoch auch einige Grenzen der Modell 
rechnungen auf. So konnten beispielsweise nicht 
alle vom Modell berechneten Ölanlandungen 
tatsächlich bestätigt werden. Dies lag im wesent 
lichen an der ungenauen Kenntnis der Ölfreiset 
zung. Bei den Simulationen wurde - mangels 
genauerer Angaben - ein kontinuierlicher Ölaus 
tritt angenommen, in Wirklichkeit wurde das Öl 
dagegen eher schubweise freigesetzt. Eine wei 
tere Unsicherheit bestand bei der Simulation der 
Sedimentation und Ablagerung von Öl auf dem 
Meeresboden. Für diesen komplexen - und noch 
weitgehend unerforschten - Prozeß wurde im 
Modell ein einfacher Ansatz gewählt. Nach den 
Modellrechnungen lagerte sich der größte Teil 
des aus der Pallas ausgetretenen Öls, wie auf 
Abbildung 36 ersichtlich, auf dem Meeresboden 
ab. Dies konnte bis jetzt noch nicht durch Mes 
sungen bestätigt werden. 
Trotz der verbleibenden Unsicherheiten 
konnten Ausbreitungsvorhersagen des Modells 
über einen Zeitraum von über 4 Wochen täglich 
herangezogen werden, um die Ölbekämpfung zu 
koordinieren oder um die von einer Ölverschmut 
zung betroffenen Gebiete bei einem etwaigen 
Auseinanderbrechen des Schiffs zu ermitteln. 
140
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.