chend 6 s Periode und 50 m Wellenlänge entste
hen zu lassen. Diese benötigen überdies eine
Wassertiefe von 10-15 m, um bis Brokdorf laufen
zu können. Diese Tiefe ist lediglich entlang der
Fahrrinne der Elbe (Abb. 27, gekrümmte Linie)
gegeben.
Für den Fall, daß keine Strömung vorhanden
oder diese über den Querschnitt der Elbe kon
stant ist, werden die Wellen infolge Refraktion
durch den Einfluß der abnehmenden Wassertiefe
zu den Ufern abgelenkt und branden dort aus
(Abb. 29a). Die Wellen würden also niemals die
60 km vom Großen Vogelsand bis Brockdorf
selbst entlang der Fahrrinne durchlaufen können.
Strömungsmessungen über den Quer
schnitt der Elbe bei Brokdorf haben jedoch erge
ben, daß die Strömungsgeschwindigkeit nicht
konstant, sondern „jetig“, d. h. in Strommitte we
sentlich höher als an den Ufern ist (Abb. 29b
und c).
Vernachlässigen wir den Bodeneinfluß
(Wassertiefe groß oder konstant), werden bei Flut
(Wellenlaufrichtung in Stromrichtung) die Wellen
infolge Refraktion durch den Strömungsgradien
ten des Strömungsprofils ebenfalls zum Ufer hin
gebrochen (Abb. 29b), was das vorzeitige Aus
branden der Wellen verstärken würde. Ein kon
stanter Strom bewirkt keine Refraktion.
Die Verhältnisse ändern sich jedoch grund
legend bei Ebbe (Wellen laufen gegen den
Strom). Hier werden die Wellen zur Strommitte
abgelenkt und können wie in einem Wellenleiter
eingefangen werden, ohne je das Ufer zu errei
chen (Abb. 29c). Tatsächlich überlagern sich Bo
den- und Strömungsrefraktion. Bei Flut verstär
ken sich beide Effekte und lassen die Wellen vor
Seegang
zeitig am Ufer ausbranden. Bei Ebbe heben sie
sich zumindest für bestimmte Laufrichtungen ge
genseitig auf (Abb. 29d), sodaß auch längere
Wellen eine Chance haben, dem Lauf der Fahrrin
ne folgend, in die Elbe einzudringen und unter
dem Einfluß des Windes sogar noch zu wachsen,
wie gleichzeitige Messungen an den Stationen
Großer Vogelsand, Otterndorf und Brunsbüttel
bestätigen. Es muß außerdem berücksichtigt
werden, daß im Fall der Bodenrefraktion der Bre
chungseffekt mit steigender Wellenlänge zu
nimmt, während in einem inhomogenen Strö
mungsfeld die kürzeren Wellen stärker als die
langen Wellen abgelenkt werden.
Man kann aus diesen Ergebnissen schlie
ßen, daß die beschriebene Effekte auch für die
Seegangsverhältnisse in den Gatten zwischen
den friesischen Inseln und den Prielen im Watt
von Bedeutung sind, wo ähnlich starke strahlarti
ge Strömungen oder „Jets“ auftreten. Zweifellos
müssen dort der Doppler-Effekt und die Bre
chungseffekte in einem gekoppelten Modellsy
stem berücksichtigt werden, wenn man die Natur
verhältnisse korrekt beschreiben will.
Starke jetartige uferparallele Strömungen
lassen sich auch in unmittelbarer Ufernähe von
Küsten finden, an denen hohe Wellen ausbran
den. Sie sind im Zusammenwirken mit der das
Sediment aufwirbelnden Turbulenz in der Bran
dung für die Erosion an diesen Küstenabschnitten
verantwortlich. Die für die Sedimentuntersuchun
gen meist verwendeten Strömungsmodelle sind
jedoch nicht in der Lage, diese Strömungen vor
herzusagen. Erst eine Kopplung von Seegangs
und Strömungsmodellen kann die Verhältnisse
besser beschreiben.