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Full text: Jahresbericht 1992

chend 6 s Periode und 50 m Wellenlänge entste 
hen zu lassen. Diese benötigen überdies eine 
Wassertiefe von 10-15 m, um bis Brokdorf laufen 
zu können. Diese Tiefe ist lediglich entlang der 
Fahrrinne der Elbe (Abb. 27, gekrümmte Linie) 
gegeben. 
Für den Fall, daß keine Strömung vorhanden 
oder diese über den Querschnitt der Elbe kon 
stant ist, werden die Wellen infolge Refraktion 
durch den Einfluß der abnehmenden Wassertiefe 
zu den Ufern abgelenkt und branden dort aus 
(Abb. 29a). Die Wellen würden also niemals die 
60 km vom Großen Vogelsand bis Brockdorf 
selbst entlang der Fahrrinne durchlaufen können. 
Strömungsmessungen über den Quer 
schnitt der Elbe bei Brokdorf haben jedoch erge 
ben, daß die Strömungsgeschwindigkeit nicht 
konstant, sondern „jetig“, d. h. in Strommitte we 
sentlich höher als an den Ufern ist (Abb. 29b 
und c). 
Vernachlässigen wir den Bodeneinfluß 
(Wassertiefe groß oder konstant), werden bei Flut 
(Wellenlaufrichtung in Stromrichtung) die Wellen 
infolge Refraktion durch den Strömungsgradien 
ten des Strömungsprofils ebenfalls zum Ufer hin 
gebrochen (Abb. 29b), was das vorzeitige Aus 
branden der Wellen verstärken würde. Ein kon 
stanter Strom bewirkt keine Refraktion. 
Die Verhältnisse ändern sich jedoch grund 
legend bei Ebbe (Wellen laufen gegen den 
Strom). Hier werden die Wellen zur Strommitte 
abgelenkt und können wie in einem Wellenleiter 
eingefangen werden, ohne je das Ufer zu errei 
chen (Abb. 29c). Tatsächlich überlagern sich Bo 
den- und Strömungsrefraktion. Bei Flut verstär 
ken sich beide Effekte und lassen die Wellen vor 
Seegang 
zeitig am Ufer ausbranden. Bei Ebbe heben sie 
sich zumindest für bestimmte Laufrichtungen ge 
genseitig auf (Abb. 29d), sodaß auch längere 
Wellen eine Chance haben, dem Lauf der Fahrrin 
ne folgend, in die Elbe einzudringen und unter 
dem Einfluß des Windes sogar noch zu wachsen, 
wie gleichzeitige Messungen an den Stationen 
Großer Vogelsand, Otterndorf und Brunsbüttel 
bestätigen. Es muß außerdem berücksichtigt 
werden, daß im Fall der Bodenrefraktion der Bre 
chungseffekt mit steigender Wellenlänge zu 
nimmt, während in einem inhomogenen Strö 
mungsfeld die kürzeren Wellen stärker als die 
langen Wellen abgelenkt werden. 
Man kann aus diesen Ergebnissen schlie 
ßen, daß die beschriebene Effekte auch für die 
Seegangsverhältnisse in den Gatten zwischen 
den friesischen Inseln und den Prielen im Watt 
von Bedeutung sind, wo ähnlich starke strahlarti 
ge Strömungen oder „Jets“ auftreten. Zweifellos 
müssen dort der Doppler-Effekt und die Bre 
chungseffekte in einem gekoppelten Modellsy 
stem berücksichtigt werden, wenn man die Natur 
verhältnisse korrekt beschreiben will. 
Starke jetartige uferparallele Strömungen 
lassen sich auch in unmittelbarer Ufernähe von 
Küsten finden, an denen hohe Wellen ausbran 
den. Sie sind im Zusammenwirken mit der das 
Sediment aufwirbelnden Turbulenz in der Bran 
dung für die Erosion an diesen Küstenabschnitten 
verantwortlich. Die für die Sedimentuntersuchun 
gen meist verwendeten Strömungsmodelle sind 
jedoch nicht in der Lage, diese Strömungen vor 
herzusagen. Erst eine Kopplung von Seegangs 
und Strömungsmodellen kann die Verhältnisse 
besser beschreiben.
	        
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