Bei dieser werden die Schiffszeitkonstante T (sie
ist ein Maß für die Trägheit des Schiffes, für
GAUSS z. B. beträgt sie etwa 10 s) und die Ruder
konstante K (ein Maß für die Wirksamkeit des
Ruders) elektronisch bzw. mechanisch simuliert.
Die Drehscheibe mit dem Magnetkompaß (dem
Schiff entsprechend) befindet sich in einem Spu
lenpaar nach Helmholtz. Die Bewegung des
Schiffes im Gebiet des Kabels wird dadurch simu
liert, daß in die Spulen ein zeitlich veränderlicher
Strom eingespeist wird, der am Kompaß ein Ma
gnetfeld erzeugt,das dem jeweiligen Schiffsab
stand vom Kabel entspricht.
Es wurde ein Programm zur Berechnung
dieses Stroms, der Schiffskurse sowie der tat
sächlich gefahrenen Bahn entwickelt. Die gegen
seitigen Abhängigkeiten dieser Größen wurden
durch ein Interationsverfahren berücksichtigt, bei
dem die Bahn in einzelnen kleinen Schritten kon
struiert wurde.
Diese Rechnungen wurden für verschiede
ne Kabelabschnitte, Schiffstypen, Geschwindig
keiten und Sollkurse durchgeführt. Die Abb. 44
und 45 zeigen die Ergebnisse für das eingangs
erwähnte Beispiel. In Abb. 45 erkennt man Regel
schwingungen. Man sieht, daß bei T = 10 s und
einer Geschwindigkeit v = 10 kn die Werte des
quasistatisch berechneten Versatzes erreicht
werden. Erst bei wesentlich größeren Werten für
T (>25 s) und/oder N (>25 kn) wird Q merklich
geringer.
Die angeführten Gefahren bestehen beson
ders für Schiffe, die nur mit dem Magnetkompaß
ausgerüstet sind, d. h. vorwiegend für kleine
Schiffe (Sportboote, Fischereifahrzeuge) und für
Situationen, in denen langsam gefahren wird (un
sichtiges Wetter). Die quasistatisch berechneten
Magnetkompaß-Ablenkung
Werte sind also realistisch.
Bei Meßfahrten im Seegebiet vor Göteborg
mit einem schwedischen Versuchsschiff (16 m
Länge über alles) mit verschiedenen Geschwin
digkeiten und Anfangskursen wurden die hier be
rechneten Werte bestätigt.
Aufgrund der hiesigen Rechnungen wurde
die Kabeltrasse so geplant, daß die Schiffahrts
wege frei von Störungen bleiben. Für das den
noch zu erwartende Kreuzen des Kabels, z. B.
durch Sportboote und Fischereifahrzeuge, ist ei
ne eingehende Information der Schiffahrt erfor
derlich, z. B. durch Seehandbücher, in den NfS
und durch Einträge in den entsprechenden See
karten. Folgender Text wurde hiervorgeschlagen:
„Hochspannungskabel, Gefahr, siehe Ver
merk“ (Eintrag an der Kabeltrasse) und als Erläu
terung am Rand:
„Gefährliche Magnetkompaßablenkungen
im Streifen von 100 m beiderseits des Kabels:
Kollisionsgefahr! Möglichst rechtwinklig zügig
queren, dabei Kompaßablenkung in Betracht zie
hen. Vorher Magnetkompaß-Selbststeueranlage
ausschalten.“