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Full text: Jahresbericht 1992

in diesem Bereich sind die Wassertiefen beson 
ders gering. Auch für die Abschnitte mit Doppel 
kabelverlegung wurden die Kompaßablenkungen 
berechnet. So ergibt sich z. B. für einen Abschnitt 
in der Lübecker Bucht, daß die Ablenkung von 
70° (Einzelkabel) auf ca. 5° (Doppelkabel mit 
Kabelabstand 3 m) reduziert wird. (Wassertiefe 
15 m, Kabelrichtung = 53°*)) 
Auch der seitliche Abstand bis zum Abklin 
gen der Ablenkungen auf ca. 1 ° verringert sich - 
im beschriebenen Beispiel von 88 m auf 31 m. 
(Auch alle im folgenden genannten Zahlenwerte 
beziehen sich auf dieses Beispiel) 
Zur Berechnung des Querversatzes Q be 
trachten wir ein Schiff, das - nur auf den Magnet 
kompaß angewiesen - bei unsichtigem Wetter 
mit einem befohlenen Anfangskurs c (= Sollkurs) 
auf das Kabel zu fährt. Der Rudergänger (oder 
ggf. die Magnetkompaß-Selbststeueranlage) 
sorgt dafür, daß der Sollkurs c, gemäß Kursinfor 
mation des Magnetkompasses, eingehalten wird. 
Infolge der Ablenkung des Kompasses weicht 
das Schiff von dem Sollkurs c ab, zunächst nur 
wenig und mit wachsender Annäherung an das 
Kabel in immer stärkerem Maße. Nach Queren 
des Kabels nimmt die Ablenkung wieder ab, das 
Schiff erreicht schließlich wieder seinen Anfangs 
kurs c und fährt auf einer um den Querversatz Q 
parallel verschobenen Bahn weiter. Q hängt von 
c ab; die Werte von Q wurden für die einzelnen 
Kabelabschnitte als Funktion von c berechnet. 
Die Ergebnisse sind als Beispiel für den o. a. Fall 
in Abb. 43 für zwei verschiedene Wassertiefen t 
dargestellt. Man erkennt, daß bei etwa senkrech 
*) Das ist der Winkel zwischen der konventionellen Strom 
richtung und der magnetischen Nordrichtung. 
Magnetkompaß-Ablenkung 
ter Kreuzung Querversatzwerte Q von etwa 30 m 
bis 50 m auftreten und daß diese Werte sehr 
schnell anwachsen, wenn die Anfangskurse c 
sich der Kabelrichtung nähern. Es gibt zwei Win 
kelbereiche, bei denen das Schiff vom Kabel „ein 
gefangen“ wird. d. h. es fährt parallel zum Kabel, 
es „folgt“ ihm. Kommt das Schiff aus diesen Win 
kelbereichen, dann wächst der Abstand des 
Schiffes von der Sollbahn unbegrenzt. Diese Be 
reiche sind in Abb. 43 mit „Folgt“ bezeichnet. Es 
konnte gezeigt werden, daß ihre Größe gleich der 
Maximalablenkung des Kompasses durch das 
Kabel ist. 
Bei Doppelkabelverlegung ergeben sich we 
sentlich geringere Werte für den Querversatz bei 
etwa senkrechtem Kreuzen (2 m bis 3 m) und 
den Winkelbereich für das „Folgen“ (ca. 5° zur 
einen, und ca. 4° zur anderen Seite des Kabels). 
Der beschriebene Versatz der Schiffe führt 
zu großen Gefahren: Zwei Fahrzeuge z. B., die 
mit etwa entgegengesetzten Kursen und in einem 
Abstand voneinander fahren, der normalerweise 
ein sicheres Passieren gewährleisten würde, kön 
nen aufeinander zu versetzt werden und kollidie 
ren. 
Die bisher mitgeteilten Ergebnisse gelten für 
den „quasistatischen“ Fall, d. h. unter Vernachläs 
sigung der dynamischen Effekte, die durch die 
Trägheit des Schiffes und seine Geschwindigkeit 
hervorgerufen werden. Es taucht die Frage auf, 
ob die so berechneten Werte tatsächlich in der 
Praxis auftreten oder ob das Schiff aufgrund sei 
ner Trägheit über den schmalen Bereich der gro 
ßen Ablenkungen ohne großen Querversatz hin 
wegfährt. 
Zur Klärung wurde die im Selbststeuerlabor 
vorhandene Schiffssimulationsanlage benutzt. 
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