in diesem Bereich sind die Wassertiefen beson
ders gering. Auch für die Abschnitte mit Doppel
kabelverlegung wurden die Kompaßablenkungen
berechnet. So ergibt sich z. B. für einen Abschnitt
in der Lübecker Bucht, daß die Ablenkung von
70° (Einzelkabel) auf ca. 5° (Doppelkabel mit
Kabelabstand 3 m) reduziert wird. (Wassertiefe
15 m, Kabelrichtung = 53°*))
Auch der seitliche Abstand bis zum Abklin
gen der Ablenkungen auf ca. 1 ° verringert sich -
im beschriebenen Beispiel von 88 m auf 31 m.
(Auch alle im folgenden genannten Zahlenwerte
beziehen sich auf dieses Beispiel)
Zur Berechnung des Querversatzes Q be
trachten wir ein Schiff, das - nur auf den Magnet
kompaß angewiesen - bei unsichtigem Wetter
mit einem befohlenen Anfangskurs c (= Sollkurs)
auf das Kabel zu fährt. Der Rudergänger (oder
ggf. die Magnetkompaß-Selbststeueranlage)
sorgt dafür, daß der Sollkurs c, gemäß Kursinfor
mation des Magnetkompasses, eingehalten wird.
Infolge der Ablenkung des Kompasses weicht
das Schiff von dem Sollkurs c ab, zunächst nur
wenig und mit wachsender Annäherung an das
Kabel in immer stärkerem Maße. Nach Queren
des Kabels nimmt die Ablenkung wieder ab, das
Schiff erreicht schließlich wieder seinen Anfangs
kurs c und fährt auf einer um den Querversatz Q
parallel verschobenen Bahn weiter. Q hängt von
c ab; die Werte von Q wurden für die einzelnen
Kabelabschnitte als Funktion von c berechnet.
Die Ergebnisse sind als Beispiel für den o. a. Fall
in Abb. 43 für zwei verschiedene Wassertiefen t
dargestellt. Man erkennt, daß bei etwa senkrech
*) Das ist der Winkel zwischen der konventionellen Strom
richtung und der magnetischen Nordrichtung.
Magnetkompaß-Ablenkung
ter Kreuzung Querversatzwerte Q von etwa 30 m
bis 50 m auftreten und daß diese Werte sehr
schnell anwachsen, wenn die Anfangskurse c
sich der Kabelrichtung nähern. Es gibt zwei Win
kelbereiche, bei denen das Schiff vom Kabel „ein
gefangen“ wird. d. h. es fährt parallel zum Kabel,
es „folgt“ ihm. Kommt das Schiff aus diesen Win
kelbereichen, dann wächst der Abstand des
Schiffes von der Sollbahn unbegrenzt. Diese Be
reiche sind in Abb. 43 mit „Folgt“ bezeichnet. Es
konnte gezeigt werden, daß ihre Größe gleich der
Maximalablenkung des Kompasses durch das
Kabel ist.
Bei Doppelkabelverlegung ergeben sich we
sentlich geringere Werte für den Querversatz bei
etwa senkrechtem Kreuzen (2 m bis 3 m) und
den Winkelbereich für das „Folgen“ (ca. 5° zur
einen, und ca. 4° zur anderen Seite des Kabels).
Der beschriebene Versatz der Schiffe führt
zu großen Gefahren: Zwei Fahrzeuge z. B., die
mit etwa entgegengesetzten Kursen und in einem
Abstand voneinander fahren, der normalerweise
ein sicheres Passieren gewährleisten würde, kön
nen aufeinander zu versetzt werden und kollidie
ren.
Die bisher mitgeteilten Ergebnisse gelten für
den „quasistatischen“ Fall, d. h. unter Vernachläs
sigung der dynamischen Effekte, die durch die
Trägheit des Schiffes und seine Geschwindigkeit
hervorgerufen werden. Es taucht die Frage auf,
ob die so berechneten Werte tatsächlich in der
Praxis auftreten oder ob das Schiff aufgrund sei
ner Trägheit über den schmalen Bereich der gro
ßen Ablenkungen ohne großen Querversatz hin
wegfährt.
Zur Klärung wurde die im Selbststeuerlabor
vorhandene Schiffssimulationsanlage benutzt.
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