Skip to main content

Full text: Deutscher Programmbeitrag zum Globalen Ozeanbeobachtungssystem (GOOS) (BSH-Berichte, Nr. 18)

33 
BEITRAG DES INSTITUTS FÜR OSTSEEFORSCHUNG AN DER UNIVERSITÄT 
ROSTOCK (IOW), WARNEMÜNDE 
Zielsetzung 
Der Beitrag des IOW zu GOOS hat zum Ziel, den Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee zu 
überwachen sowie den aktuellen physikalischen, chemischen und biologischen Zustand der westlichen 
und zentralen Ostsee und seine zeitlichen Variationen zu erfassen und zu bewerten. Darüber hinaus 
wird die Belastung des Wasserkörpers und der Sedimente mit Schadstoffen überwacht. Die Untersu 
chungen werden durch Forschungen zu verbesserten Konzepten. Methoden und Meßstrategien zur Er 
fassung der Zustandsgrößen begleitet. 
Wissenschaftlicher Kenntnisstand 
Die Ostsee ist eines der größten Brackwassermeere der Erde. Sie ist ein vom europäischen Kontinent 
nahezu völlig eingeschlossenes, relativ stark gegliedertes flaches Nebenmeer des Atlantischen Ozeans. 
Die Temperatur- und Salzgehaltsverteilung und damit die Dichteverhältnisse der Ostsee werden einer 
seits durch die beträchtliche Flußwasserzufuhr infolge ihrer geographischen Lage im Übergangsgebiet 
zwischen ozeanischem und kontinentalem Klima der gemäßigten Breiten bestimmt. Andererseits wird 
die Verteilung durch den mfolge der schmalen Verbmdungen zum offenen Weltmeer stark einge 
schränkten Wasseraustausch beeinflußt. 
Die durch das Wasser von mehr als 200 Flüssen ausgesüßte Oberflächenschicht ist ganzjährig vom 
salzhaltigeren schwereren Tiefenwasser getrennt. Da beide Wasserarten im allgemeinen auch unter 
schiedliche Temperaturen aufweisen, existiert ganzjährig eine stabile thermohaline Schichtung, die 
durch einen als Sprungschicht bezeichneten Dichteübergang die Wassersäule in spezifisch leichteres 
salzärmeres Oberflächen- und schweres salzreicheres Tiefenwasser trennt. 
Die Vertikalzirkulation ist durch die stabile Dichteschichtung eingeschränkt, wobei der Austausch 
durch die permanente Sprungschicht weitgehend unterbunden ist. Die im Herbst und Winter mit der 
Abkühlung der oberflächennahen Schichten einsetzende Konvektion sowie die Durchmischung infolge 
des Seegangs, die durch die regelmäßige Vereisung in den nördlichen und östlichen Teilgebieten der 
Ostsee zusätzlich behindert wird, reichen nur bis in den Bereich oberhalb der permanenten Sprung 
schicht. Das salzreiche aber sauerstoffarme Tiefemvasser ist weitgehend vom Austausch mit dem gut 
durchlüfteten Oberflächenwasser ausgeschlossen. Deshalb kann das Tiefenwasser nur durch horizonta 
len Zustrom effektiv erneuert werden. Der Zustrom wird jedoch durch den eingeschränkten Wasser 
austausch und die kaskadenförmig angeordnete Beckenstruktur der Ostsee behindert. Dadurch entstehen 
im Tiefenwasser zeitweilig stagnierende Bedingungen. Der biochemische Abbau des aus dem Oberflä 
chenwasser absinkenden, abgestorbenen organischen Materials verursacht zunächst Sauerstoffinangel, 
der bei länger andauernder Stagnation bis zum völligen Verschwinden des Sauerstoffs und zur Bildung 
erheblicher Konzentrationen von lebensfeindlichem Schwefelwasserstoff führen kann. Gegenüber ande 
ren Meeren ist die vertikale und horizontale Durchmischung der Ostsee, auch w'egen der fehlenden Ge 
zeitenströme, erschwert. 
Durch ihre hydrographischen und ökologischen Bedingungen ist die Ostsee besonders empfindlich ge 
genüber Klimaveränderungen, Verschmutzung und Überdüngung sowie übermäßige Ausbeutung ihrer 
Ressourcen. Unterhalb der permanenten Sprungschicht ist es in den letzten zwei Jahrzehnten auf Grund 
der Verschlechterung der SauerstoffVerhältnisse zu einer deutlichen Artenverarmung und zum Rück 
gang der Biomasse, insbesondere der am und im Meeresboden lebenden Tiere und Pflanzen gekommen. 
Zw'ar hatten sich die Bedingungen im Tiefenwasser nach dem Salzwassereinbruch 1993 kurzzeitig ver 
bessert, der Meeresboden der zentralen Ostsee ist durch permanenten Sauerstoffinangel und durch das 
zeitweilige Auftreten von Schwefelwasserstoff infolge der langen Stagnation in Verbindung mit der 
immer noch hohen Eutrophierung erheblich geschädigt. Seit Mitte der 80er Jahre haben beispielsweise 
die Abnahme im Salzgehalt und der Sauerstoffmangel - aber auch die Überfischung - zu einem starken 
Rückgang der Dorschbestände geführt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.