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ERGEBNISSE DER UNTERSUCHUNGEN
1.1
Regionale und fjordtypische Einflüsse
Die Ergebnisse der Expedition lassen sich nicht erklären, ohne vorher auf die regionalen und lokalen
Einflüsse einzugehen, die auf die hydrographischen Verhältnisse im Fjord einwirken. Der Kangerdlugssuaq
liegt im Einflußbereich des hydrographischen Regimes der Baffin Bay und der Ausläufer des West-Grön-
land-Stromes, Vorwiegend wird das nahezu homogene Tiefenwasser im Fjord von den Wassermassen dieser
Region gespeist. Lokal wirken vor allem die meteorologischen Einflüsse, wie Wind und Sonneneinstrahlung,
gestört durch die hohen Bergformationen, auf die Oberfläche des tief eingeschnittenen Fjords. Die in den
Sommermonaten mit zunehmender Sonneneinstrahlung einsetzenden Abschmelzprozesse auf dem großen
[nlandeisgletscher, auf Nebengletschermn, Eisbergen und Eisbruchfeldern, führen zur Ausbildung dünner,
ungleichmäßig verteilter, salzarmer Schichten an der Wasseroberfläche. Dadurch kommt es, unter Einwirkung
wechselnder Winde, zu vertikaler und horizontaler Zirkulation in den oberflächennahen Schichten. Die
Schichtung der Wassersäule im Fjord ist dreigeteilt; unter der oberflächennahen, meteorologischen
Schwankungen unterworfenen Deckschicht liegen eine Schicht mit einem für Polargebiete charakteristischen,
im Winter gebildeten kalten Kern und darunter schließlich ein nahezu homogenes Tiefenwasser. Eine
fordtypische Zirkulation wird durch den Zufluß von Süßwasser, in diesem Falle Schmelzwasser, erzeugt;
ım Mittel herrscht an der Oberfläche ein fjordauswärts, im Tiefenwasser ein fjordeinwärts gerichteter Strom.
4.2 Der Einfluß der Wassermassen aus der Baffın Bay
Wie bereits unter 4.1 beschrieben lag das Arbeitsgebiet im Einflußbereich des großen Zirkulations-
systems der Baffın Bay, sodaß die hydrographischen Verhältnisse im Fjord im wesentlichen durch die
Wassermassenverteilung in den Gewässern des westgrönländischen Küstenschelfbereiches der Baffin Bay
bestimmt werden. Vergleichende Betrachtungen zwischen den EGIG-Daten und den vom BIO zur Verfügung
gestellten Daten aus der Baffin Bay (vgl.Fig.5) bestätigen, daß die Hydrographie des Kangerdlugssuaqg nicht
als lokale Erscheinung interpretiert werden darf, Auf die typische Schichtung der Wassermassen in der
Baffin Bay nach TCHERNTA, 1980, mit einer jährlichen Schwankungen unterworfenen Temperatur-Salzge-
halts-Charakteristik, einem intermediären Temperaturminimum (kalter Kern), sowie auf die Beschreibung
der Zirkulationssysteme. in der Baffın Bay nach RUDELS, 1986, wird an anderer Stelle eingegangen
“LÜTHIE, 1989).
Da die Daten aus den küstennahen CTD-Schnitten des BIO (Fig.5) aus den Jahren 1986/87 die nach
TCHERNIA beschriebene Vertikalverteilung der Wassermassen der Baffin Bay bestätigen, konnten diese
Werte für den Vergleich der Schichtung zwischen Fjord und Baffin Bay als Referenzdaten herangezogen
werden.