Die Untersuchung der großräumigen Verteilung der Kontamination im
gesamten Bereich der Ostsee wurde in internationaler Zusammenarbeit
auf einer "Gauss”-Reise im Oktober/November durchgeführt. Die
Analysen der Proben dieser Reise sind zum Zeitpunkt der Anfertigung
dieses Berichtes noch nicht vollständig abgeschlossen. Jedoch kann
auf die großräumige Verteilung durch die gammaspektroskopischen
Analysen von Ionenaustauscherproben während der Reise geschlossen
werden. Die höchste Konzentration wurde im Bereich der Aalandsee
mit mehr als 500 mBq/l bei Cs 137 beobachtet (Abb. 21). Die
Konzentration nimmt in nördlicher Richtung ab und erreicht im
nördlichsten Teil der Bottenwiek einen erstaunlich niedrigen Wert
von 24 mBq. Der südliche Teil der Ostsee zwischen Sund, Bornholm und
Danziger Bucht, in nördlicher Ausdehnung bis südlich Öland, weist
eine weitgehend konstant niedrige Kontamination um etwa 35 mBq/1l
auf. Erst in Richtung Westen steigt die Konzentration wieder an.
Sobald das gesamte Datenmaterial dieser Ostseereise von "Gauss"” vor-
Liegt, wird es an geeigneter Stelle zusammenhängend veröffentlicht.
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Nordseebereich
Auf einer Reise des FS "Gauss” vom 23.05. bis 12.06. in die Nordsee
wurden Proben zur Bestimmung von Radiocäsium großflächig entnommen.
Die Fahrtroute und die Ergebnisse sind in Abb. 17 dargestellt. Wie
schon in 4.2.2.1. beschrieben, ist die durch Tschernobyl zusätzlich
eingebrachte Aktivität aus dem Verlauf der Isolinien des Aktivitäts-
verhältnisses Cs 134/Cs 137 zu identifizieren.
Durch die geringe Vorbelastung der Nordsee mit Cs 134 gibt vor allem
dessen Verteilung den Tschernobyl-Eintrag wider. Die Cs-134-Tiefen-
verteilung zeigt, daß die Oberflächenmeßwerte für die durchmischte
Schicht als representativ anzusehen sind. Die Dicke der durchmisch-
ten Oberflächenschicht ist zum Zeitpunkt der Untersuchung durch
begleitende ozeanographische Messungen bekannt. Davon ausgehend ist
das radioaktive Inventar der Oberflächenschicht flächenbezogen be-
rechnet worden und ist als Flächendeposition dargestellt. Abb. 19
zeigt das aus dem mittleren Nuklidverhältnis Cs 134/Cs 137 sich für
Cs 137 ergebende Verteilungsmuster der Oberflächendeposition in
kBq/m2., Die Integration der Deposition über die untersuchte Nord-
seefläche ergibt einen Eintrag von ca. 1300 TBq an Cs 137. Im Ver-
gleich dazu betrug 1984 das Gesamtinventar der Nordsee an Cs 137 -
die Hauptquelle stellt Sellafield dar — ca. 2200 TBq.
Unterhalb von 40 m ist die Kontamination durch Durchmischung der
Wassersäule nach dem Tschernobyl-Eintrag nur teilweise erkennbar. Es
ist nicht auszuschließen, daß der Vertikaltransport der Nuklide
durch den Transport von adsorbierter Aktivität auf partikulärem
Material in die Tiefe beschleunigt wird. (Die Proben wurden unfil-
triert analysiert.) An kleinen Partikeln adsorbierte Radioaktivität
wird deshalb in der Analyse miterfaßt,.