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Full text: 62: Die Auswirkungen des Kernkraftwerkunfalles von Tschernobyl auf Nord- und Ostsee

der Lübecker Bucht nur noch vergleichsweise geringe Konzentrationen 
an Ruthenisotopen nachgewiesen werden (s. Tab. 2). 
Yerteilung der Radioaktivität in Nord- und Ostsee 
E 
n 
X 
Zeitlicher Verlauf der Kontamination des Meerwassers im 
Deutschen Küstenbereich 
Wie schon aus den Brutto-Gammamessungen ersichtlich ist, erreichte 
die Radioaktivitätskonzentration im Oberflächenwasser nach dem 
Durchzug der Gewitterfront am 3. Mai, zwischen dem 3. und 10. Mai, 
die höchsten Werte, die daraufhin sehr schnell abfielen., Um den 
zeitlichen Verlauf der Konzentration des Tschernobyl-Eintrages ver- 
folgen zu können, wurde an drei Stationen der Deutschen Bucht und 
der westlichen Ostsee in regelmäßigen Abständen Wasserproben entnom- 
zen und auf das langlebige und gut lösliche Isotop Cäsium 137 unter- 
sucht (Abb. 14). Die aus diesem Diagramm ersichtliche starke Abnahme 
der Aktivitätskonzentration nach den anfänglichen Spitzenwerten sind 
ausschließlich ein Effekt der Verdünnung und Verteilung, und nicht 
durch den radioaktiven Zerfall der kurzlebigen Isotope bestimmt, wie 
es bei den Brutto-Gammamessungen der Fall war. 
In der Deutschen Bucht nahm auf längere Sicht die Aktivität schnel- 
ler ab als in der westlichen Ostsee. Aufgrund des bekannten Wasser- 
massentransportes in der Nordsee wird das in der südöstlichen Nord- 
see befindliche Wasser innerhalb weniger Monate durch frisches Was- 
ser aus dem Kanal verdrängt. Wie aus Abb. 17 hervorgeht, war dieses 
Wasser durch den Unfall in Tschernobyl nur gering kontaminiert. 
Der ungleichmäßige Verlauf des Konzentrationsabfalles bei den Feuer- 
schiffen "Borkumriff” und "Elbe 1” in der Deutschen Bucht (Abb. 14) 
deutet auf unterschiedlichen Wasseraustausch hin. Die Untersuchung 
im August (Abb. 20) zeigt, daß zu diesem Zeitpunkt im westlichen 
Teil der Deutschen Bucht das kontaminierte Wasser durch das Wasser 
aus dem Kanal verdrängt war, während im östlichen Teil durch langsa- 
meren Wasseraustausch, sowie durch Einstrom des höheren kontaminier- 
ten Süßwassers aus Weser und Elbe weiterhin höhere Werte zu beobach- 
ten waren. Dieser Sachverhalt wird durch die Nachuntersuchung im De- 
zember besonders deutlich (Abb. 22). Die Aktivitätsverhältnisse zwi- 
schen Cs 134 und Cs 137 lassen den Tschernobyl-Fallout im wesent- 
lichen im östlichen Teil der Deutschen Bucht erkennen, während die 
Aktivitätsverhältnisse im nordwestlichen Teil trotz höherer Cs-137- 
Werte den Schluß zulassen, daß die hier gefundene Kontamination wie- 
der mehr auf die Einleitung in Sellafield oder La Hague zurückzufüh- 
ren sind. 
Nach dem anfänglichen hohen Wert im Oberflächenwasser der Ostsee bei 
Fehmarnbelt am 5, Mai fiel die Aktivitätskonzentration bis Mitte 
Juni relativ schnell ab. Hierbei überwogen die Prozesse der Durch- 
mischung der Wassersäule mit anschließender lateraler Einbeziehung 
der Buchten und später der offenen Ostsee. Seit Juli ist ein wei- 
teres Zurückgehen der Aktivitätskonzentration kaum noch zu beobach-
	        
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