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Full text: 62: Die Auswirkungen des Kernkraftwerkunfalles von Tschernobyl auf Nord- und Ostsee

gen von zuvor 480 Impulse/min (Ipm) auf 900 Ipm entsprechend ca. 40 
Baq/l an (s. Abb. 2). 
Die Anzeige auf der Station "Elbe 1” stieg langsam beginnend am 
03.05. ab 22.00 Uhr von zuvor 850 Ipm bis zum 04.05, 00.00 Uhr auf 
900 Ipm, dann weiter bis 01.00 Uhr auf 1200 Ipm und bis 03.00 Uhr 
auf 1300 Ipm. Die erhöhten Zählraten entsprechen jeweils 5 Bq/1l, 35 
Bq/l und 45 Bq/l. Die Meßwerte stiegen in den darauffolgenden Tagen 
langsam weiter an. Dies war jedoch auf Kontamination des Meßgefäßes 
zurückzuführen und konnte durch Reinigung beseitigt werden. 
Auf der Station "Helgoland" war eine erste Erhöhung der Wasserak- 
tivität am 05.05. beginnend um 12.00 bis 06.05. um 16.00 Uhr mit ca. 
15 Baq/l feststellbar. 
Auf der Forschungsplattform "Nordsee" trat die erste Erhöhung der 
Anzeige am 06.05. gegen 06.00 Uhr auf. Die entsprechende Aktivitäts- 
konzentration lag stark schwankend um 1 Bq/l. Die im Vergleich zu 
den anderen Meßstationen wesentlich niedrigere Aktivitätskonzentra- 
tion ist dadurch zu erklären, daß die Wassersäule von 15 m zunächst 
durchmischt werden mußte. Durch diesen Verdünnungsvorgang stellte 
sich am Meßkopf eine niedrigere Aktivitätskonzentration ein, als sie 
bei den anderen Stationen beobachtet wurde. Der langsame, weitere 
Anstieg kommt durch Kontamination des bewachsenen Meßkopfes zustande 
und zeigt den Verlauf der Anreicherung und darauf folgender Desorp- 
tion zusammen mit dem radioaktiven Zerfall der angelagerten radio- 
aktiven Substanzen. 
Als Beispiele der Aktivitätszunahme im DHI-Meßnetz sind die Regi- 
strierungen von Feuerschiff "Borkumriff” und Forschungsplattform 
Nordsee in Abb. 2 und 3 wiedergegeben. 
Das FS "Gauss” befand sich zur Zeit des Unfalls in der mittleren 
Ostsee. Die Registrierung der Gammastrahlung im Wasser in ca. 4 m 
Tiefe zeigte im Arbeitsgebiet des Schiffes südlich Gotland eine er- 
höhte Konzentration an Radioaktivität ab 29. April mit ca. 8 Bq/l-. 
Zu dieser Zeit fand kein direkter Eintrag des Fallout durch Regen in 
das Meer statt. Es handelte sich lediglich um Niederschlag von Aero- 
sol und Nebel. Auf der Fahrt aus dem Arbeitsgebiet in Richtung Kiel 
trat zunächst ein geringerer Strahlenpegel im Wasser auf; von der 
Arkonasee stieg dieser Pegel am 10. Mai mit einsetzenden Regen- 
schauern stark an und erreichte in der Kieler Förde am 11.05. mit 
Registrierung, die ca. 9 Bq/l entsprechen, den höchsten Wert (Abb. 
4). 
Während einer Forschungsreise mit FS "Gauss” vom 23. Mai bis 12. 
Juni (Großaufnahme innerhalb des Projektes "Zirkulation und Schad- 
stoffumsatz in der Nordsee") konnte die Verteilung der Oberflächen- 
gammastrahlung über den größten Teil der Nordsee ermittelt werden. 
Nach Abb. 5 scheinen die höchsten Einträge im Bereich des Skagerrak, 
in der Deutschen Bucht und östlich Südengland stattgefunden zu ha- 
ben. Bei der späteren radiochemischen Untersuchungen der auf dieser 
Reise gesammelten Wasserproben hat sich die Erhöhung vor dem Bereich 
der Englischen Küste nicht bestätigt. Bei dieser erhöhten Anzeige 
des Überwachungsgerätes muß es sich offensichtlich um die Registrie-
	        
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