Unter Advektion wird hier der Transport durch die mittlere Strömung
verstanden, während als Diffusion die Ausbreitung durch die turbu-
lenten Schwankungen der Strömung bezeichnet wird.
Im Institut für Meereskunde der Universität Hamburg und am Deutschen
Hydrographischen Institut sind numerische Modelle entwickelt worden,
die sich insbesondere mit der Fragestellung befassen, wie sich die
über Flüsse eingebrachten Stoffe in der Nordsee ausbreiten.
Bei beiden Modellen wird nur die Ausbreitung von wasserlöslichen
Substanzen untersucht, unter der Voraussetzung, daß sie die Strömung
nicht beeinflussen. Chemische, biologische und sedimentologische
Prozesse werden ausgeklammert, weil die Kenntnis über diese Prozesse
entweder zu lückenhaft oder zu komplex ist, um sie bei der Simula-
tion durch die Modelle mit einzubeziehen.
Die Modelle unterscheiden sich allerdings in einer wichtigen Voraus-
setzung:
Während das DHI-Modell mit einer mittleren Zirkulation die Aus-
breitung der Schadstoffe berechnet, betrachtet das IfMH-Modell die
zeitabhängige Zirkulation für einen Zeitraum von 1969 bis 1982. Auch
sind die numerischen Verfahren, die den Modellen zugrunde liegen,
unterschiedlich.
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Problematik der Simulation von Stofftransport und -ausbreitung
Die Verteilung eines Stoffes im Meer wird in erster Linie durch das
mittlere Strömungsfeld - die Zirkulation - bestiumt. Die Zirkulation
transportiert Stoffe im Wasser über größere Strecken (Advektion);
Fluktuationen der Strömung und kleinskalige Turbulenz verursachen
eine ungeordnete Ausbreitung auf kleinerem Raum (Diffusion).
Der advektive Transport läßt sich heute mit numerischen Strömungs-
modellen (Zirkulationsmodellen) sowohl zeitlich als auch räumlich
relativ gut beschreiben. Hingegen ist die Ausbreitung durch Turbu-
lenz nur mit besonderen numerischen Verfahren, z.B. mit der Monte-
Carlo-Methode, zu simulieren. Der Transport und die Ausbreitung im
Meer hängen aber auch von einer Vielzahl physikalischer, chemischer
und biologischer Prozesse ab. So wird z.B. einem suspendierten
Stoffteilchen, dessen Dichte geringfügig größer ist als Wasser,
zusätzlich zu der horizontalen, advektiven Bewegung eine vertikale
Abwärtsbewegung aufgezwungen. Das Verhalten eines suspendierten
Stoffteilchens hängt von der Dichte des umgebenden Wassers und damit
von der räumlichen und zeitlichen Änderung der Temperatur und des
Salzgehaltes ab. Aufgrund chemischer und/oder geochemischer Reakti-
onen mit dem Meerwasser oder mit anderen Substanzen können Stoffe
ihre Eigenschaften verändern und damit ihren Transportweg beeinflus-
sen. Chemische Reaktionen lassen sich bis heute nur schwer in Aus-
breitungsmodellen berücksichtigen, da sie sich aufgrund ihrer
Komplexität selten in einfache mathematische Gleichungen fassen
lassen.