Aus: Umweltprobleme der Nordsee (Sondergutachten Juni 1980)
SCHLUSSBETRACHTUNG UND EMPFEHLUNGEN
11.1
Die ökologische Situation
1427. Die Nordsee ist trotz der ökologischen Verschieden-
heit ihrer einzelnen Regionen ein einziges großes Ökosystem,
das sich von der Straße von Dover bis zum Skagerrak und bis
zu den Shetland-Inseln erstreckt. Die Nordsee 1äßt nach dem
derzeitigen Stand des Wissens noch keine großräumigen Schä-
digungen erkennen; geschädigt sind aber bereits Teile des
Küstenmeeres und die Ästuarien, weil sie übermäßig starken
Belastungen ausgesetzt sind. Damit ist aber auch die Nord-
see als Ganzes erheblich gefährdet. Wenn nämlich Küsten-
regionen, die beispielsweise als Kinderstube für Nordsee-
fische (Kap. 2.4.5.1) dienen, durch Tankerunfälle (Kap. 6),
durch Überbelastungen mit Abwasser (Kap. 5) oder Deichbauten
{Kap. 8.1) in ihrer ökologischen Funktion gestört werden,
wirkt das auf den Gesamtfischbestand der Nordsee und letzt-
lich auf ihr gesamtes Ökosystem zurück,
Hapmcncdie ce
1428. Die meisten Ästuarien sind Sökologisch erheblich beein-
trächtigt (Kap. 2.4.5.3) und in ifnrem Zustand den stark ver-
unreinigten Flüssen des Binnenlandes vergleichbar. Charakte-
ristisch sind hohe Konzentrationen an leicht abbaubaren Stof-
fen, an Pflanzennährstoffen sowie an Schadstoffen verschiede-
ner Typen. Die Pflanzen- und Tierwelt ist bereits artenmäßig
verarmt, die Fischbestände sind stark beeinträchtigt. Dieser
Zustand ist vor allem auf die hohe Abwasserbelastung, die
Nutzung als Schiffahrtsstraße und Baumaßnahmen vielfältiger
Art zurückzuführen. Die Uferregion hat durch Deichbaumaßnahmen
und Uferbefestigung, z. T. auch durch Industrieansiedlungen,
ihren natürlichen Zustand eingebüßt.
1429. Das Wattenmeer ist Skologisch gefährdet, Diese Region
ist von Natur eutroph.,. d. h. nährstoffreich mit hoher Pflanzen-