Meereskunde
Die im Frühjahr 1994 begonnenen magneti
schen und hydroakustischen Kartierungsarbeiten
konnten 1997 abgeschlossen werden. Für den
Teil der Transportwege, der sich auf deutschem
Festlandsockelgebiet befindet, liegen nun flä
chendeckend Daten vor. 230 Objekte verschie
dener Größenordnung, die aufgrund geophysika
lischer Indikation eindeutig metallischen Objekten
zugeordnet werden, wurden gefunden. Von die
sen liegen jedoch nur etwa 100 auf dem Meeres
boden und sind somit optischen Identifizierungs
methoden zugänglich. Die übrigen Objekte sind
vollständig eingesandet.
An den Positionen der „sichtbaren“ Objekte
hat das Minenjagdboot Dillingen der Bundesma
rine im April bis August 1997 in Amtshilfe für das
BSH ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug
eingesetzt und Videoaufnahmen aus verschie
denen Blickrichtungen in ca. 1,5 bis 2 m Höhe
über Grund angefertigt. Die Begutachtung und
Interpretation des Videomaterials ist noch nicht
abgeschlossen. Die bisherigen Erkenntnisse
ergeben keine Hinweise, daß es sich bei den
sichtbaren Objekten um chemische Kampfstoff
munition handelt.
Das Institut für Ostseeforschung War
nemünde hat die im Auftrag des BSH laufende
Auswertung der Sidescan-Sonar-Aufzeichnungen
und bathymetrischen Daten im Bereich der Muni
tionsverdachtsflächen beendet und einen Ergeb
nisbericht vorgelegt, der Karten mit Angaben über
die Oberflächensedimente, die Morphologie und
besonderen Merkmale des Meeresbodens ent
hält. Diese Angaben wurden benötigt, um aus den
morphologischen Strukturen und den Sediment
verteilungsmustern Hinweise auf eingesandete
Objekte zu bekommen und auch um künstliche
von Munition hervorgerufene Strukturen von na
türlichen Strukturen zu unterscheiden.
Materialinventur an der deutschen Nordseeküste
(KFKI-Projekt)
Das Projekt befaßt sich mit der Bestandsauf
nahme der über dem vornordseezeitlichen Unter
grund vorhandenen Lockersedimente (vorwie
gend Sande) zwischen dem Strand und der
15 Meter Tiefenlinie von Borkum bis Sylt. In der
ersten Projektphase (1996) erfolgte eine Datener
fassung bei zuständigen Behörden und Instituten.
Die zweite Projektphase stand ganz im Zeichen
der seeseismischen Vermessungsfahrten und der
Gewinnung von etwa 6 m langen Vibrokernen,
um die bestehenden Lücken hinsichtlich der
Mächtigkeit und Verteilung der nordseezeitlichen
Sande im küstennahen Bereich zu schließen und
eine ausreichende Datendichte für die Volumen
berechnung auf geostatischer Basis zu gewähr
leisten. Bei Fahrten mit den BSH-Schiffen Wega
und Gauß wurden insgesamt 1564 Profilmeilen
zurückgelegt und 21 Vibrobohrungen mit einem
Gesamtkerngewinn von 116 m geborgen. Die bei
den Institute für Geologie/Paläontologie und für
Angewandte Geophysik der Universität Kiel un
terstützen die Arbeiten auf See durch seeseismi
sche Profilfahrten (592 sm) und zusätzliche Vi
brobohrungen (Gesamtkerngewinn 17 m) entlang
des Küstennahbereiches vor Schleswig-Holstein.
Eine erste Auswertung belegt die unter
schiedliche Verteilung der nordseezeitlichen
Sande entlang des ostfriesischen und Schleswig
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