4 Hydrographisches Institut
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eine Notstromanlage entwickelt und Ende des Jahres in Betrieb genommen. Die
tägliche Gangüberwachung des Generators erfolgte durch die Aufnahme der
obengenannten Funkzeitzeichen. Hierbei ergab sich eine Genauigkeit von IO’ 7 .
Damit war die Voraussetzung für die leitungsmäßige Abgabe von 50 Hz- und
1000 Hz-Normalfrequenz gegeben, und es wurden entsprechende Verhandlungen
mit dem Nordwestdeutschen Rundfunk, den Elektrizitätswerken, dem Uhrmacher
gewerbe und anderen Interessenten aufgenommen. Entsprechende Leitungsver
stärker wurden bereits in Auftrag gegeben. Die erste direkte Abgabe von
1000 Hz-Normalfrequenz erfolgte Anfang August an Herrn Dr. Thienhaus zur
Eichung einer Siemens-Frequenz-Meßbrücke (Anl. 10, 2). Als theoretische Ergän
zung hierzu wurde ein eingehendes Literaturstudium der letzten Fortschritte
der Hochfrequenztechnik und des internationalen Zeitdienstes betrieben und
mit der Einrichtung einer Kartei wissenschaftlicher Veröffentlichungen be
gonnen.
Das Zeitmesserprüfwesen konnte aus Mangel an geeigneten Räumen noch
nicht aufgenommen werden. Es wurden jedoch alle Vorbereitungen getroffen,
um nach Fertigstellung der hierfür in Tollerort vorgesehenen Räume sofort in
vollem Umfang mit dem Prüfdienst beginnen zu können. Hierfür wurden ein
600-1-Schiffskühlschrank mit elektrischem Kühlaggregat sowie ein Chronometer
prüfschrank mit Heizkästen für die Wärmeprüfung beschafft. Die weiterhin
erforderlichen Kladden, Prüfbücher, Formulare, Atteste usw. wurden entworfen
und gedruckt. Aus früheren Beständen konnten zunächst 147 Chronometer und
163 Beobachtungsuhren dem Institut erhalten werden; um Zurückerlangung
weiterer Zeitmesser ist die Gruppe noch bemüht. Aus diesen Beständen wurden
mit jeweiliger Genehmigung des zuständigen britischen Überwachungsoffiziers
Zeitmesser an Fischdampfer, Reedereien, wissenschaftliche Institute sowie an
die Deutsche Minen-Räumdienstleitung abgegeben. Bezüglich der Zusammen
arbeit mit der Uhrenindustrie wurde gemeinsam mit der Firma Gerhard
D. Wempe, Hamburg, eine Weltzeituhr sowie eine gleichzeitig mittlere Zeit
und Sternzeit anzeigende Uhr entwickelt, während Untersuchungen über den
Ersatz von Nickelstahlunruhen durch solche aus anderen Metallen und in Ver
bindung mit Nivarox-Spiralen in Angriff genommen wurden.
2. Laufende Arbeiten
Die laufenden Arbeiten erstrecken sich im wesentlichen auf die Vorarbeiten
für die beabsichtigte Übersiedlung der Gruppe nach Tollerort. Nach Auswahl
geeigneter Räume, Errichtung der Uhrenpfeiler usw. mußte die weitläufige Stark -
und Schwachstromveidrahtung geplant und durchgeführt werden. Diese Ar
beiten sind z. Z. noch im Gange. Für die Aufstellung des Durchgangsinstru
mentes wurden unter Mitwirkung des Reichsamts für Bodenforschung die Eigen
schaften des Bauuntergrundes eingehend geprüft und dabei die geforderte Sta
bilität festgestellt. Um den Genauigkeitsanforderungen, die an ein modernes
Zeitdienstinstitut zu stellen sind, gerecht zu werden, wurde eine Normal
frequenzanlage in Auftrag gegeben, die die Abgabe der Frequenzen 1 Hz, 50 Hz,
1 kHz, 10 kHz, 100 kHz und 1 MHz mit einer Abweichung des primären Fre
quenznormals vom Sollwert mit weniger als IO -7 ermöglicht. Nach Inbetrieb
nahme dieser Anlage, deren erster Teil Anfang 1947 geliefert wird, wird es im
Verein mit einigen noch zu beschaffenden Quarzuhren neben einer beträcht
lichen Genauigkeitssteigerung des Zeitdienstes möglich sein, die im Berichts
jahr bereits theoretisch vorangetriebenen Arbeiten über Größe und Veränder
lichkeit der Registrierverzögerung bei der Aussendung und Aufnahme von
Funkzeitzeichen, die wiederum wertvolles Material für die Erforschung der