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b) Gezeiten*)
!. Laufende Arbeiten
Die Veröffentlichungen der amtlichen deutschen Gezeitenvorausberech
nungen der „Gezeitentafeln für das Jahr 1946" und des Kalenders der „Hoch-
und Niedrigwasserzeiten für die Deutsche Bucht und deren Flußgebiete, 1946"
konnten infolge zeitbedingter technischer Schwierigkeiten erst zu Anfang des
Jahres endgültig fertiggestellt oder ausgeliefert werden.
Die „Gezeitentafeln" sind auf einen Band für die europäischen Gewässer
beschränkt worden. Dieser enthält bei einem Umfang von 268 Seiten eine
ausführliche Einleitung mit Beispielen, ausführliche Vorausberechnungen der
Hoch- und Niedrigwasserzeiten und -höhen nebst mittleren Spring- und Nipp
tidenkurven für 12 deutsche und 22 außerdeutsche Bezugsorte sowie Gezeiten
unterschiede für rund 1800 Anschlußorte, ferner Unterlagen zur Berechnung
der Gezeiten nach dem harmonischen Verfahren, bestehend aus den (möglichst
vollständig angegebenen) Amplituden und Phasen der zehn wichtigsten har
monischen Teiltiden für rund 800 Orte, einer Tafel der astronomischen Argu
mente für jeden Tag des Jahres und einer Tafel der Änderungen der Argumente
im Laufe eines Tages mit Eingängen von 10 zu 10 Minuten. Einige weitere
Hilfstafeln und zwei Gezeitenkarten der Nordsee schließen den Band ab.
Der Kalender der „Hoch- und Niedrigwasserzeiten für die Deutsche Bucht
und deren Flußgebiete" enthält auf 68 Seiten ausführliche Vorausberechnungen
für 8 Bezugsorte und Gezeitenunterschiede für rund 150 Anschlußorte, ferner
die Zeiten des Sonnen- und Mondauf- und Unterganges für Cuxhaven und die
Eintrittszeiten der Mondphasen.
Die Gezeitenvorausberechnungen für Bremerhaven, Bremen, Cuxhaven,
Brunsbüttelkoog und Hamburg wurden täglich morgens für zwei Tage im vor
aus durch den Nordwestdeutschen Rundfunk verbreitet.
’) Die selbstschreibenden Gezeitenpegel an der deutschen Nordseeküste und den einmündenden Flüssen
gehören fast ausschließlich den örtlichen Wasserstraßen- und Wasserbauämtern. Entwürfe zur Neuauf
stellung von Pegeln bedürfen laut ,.Pegelvorschrift'‘ der Zustimmung des D. H. I. Diese Pegelaufzeich
nungen bilden die Grundlage für die Arbeiten des Gezeitendienstes beim D. H. I. Von den Aufzeich
nungen werden fortlaufend die Eintrittszeiten und Höhen der Hoch- und Niedrigwasser unter sorgfältiger
Berücksichtigung erforderlicher Korrekturen abgelesen, und zwar teils beim D. H. I., teils bei den ge
nannten 'Ämtern. Ämter, die ihre Aufzeichnungen selbst auswerten, übermitteln die Ergebnisse dem
D. H. I. in Gestalt sogenannter ,,Wasserstandslisten", von denen sie auf Karteikarten übertragen werden.
Die übrigen Ämter senden ihre Aufzeichnungen regelmäßig dem D. H. I. kurzfristig zur Auswertung ein.
D.'e beim D, H. I. abgelesenen Werte werden sofort in Karteikarten eingetragen, von denen Abschriften
angefertigt und den betreffenden Wasserstraßenämtern zugestellt werden. Auf diese Weise besitzt der
Gezeitendienst des D. H. I. eine lückenlose Zusammenstellung der wichtigsten Hoch- und Niedrigwasser
beobachtungen, die ständig weiter ergänzt wird und die Grundlage für die Bestimmung der nonharmoni
schen Gezeitenkonstanten, für die Reduktion von Gezeitenstrombeobachtungen lauf mittlere Verhältnisse,
die Untersuchung des Windeinflusses auf die Gezeiten sowie für die verschiedensten Gutachten und Aus
künfte bildet.
Die nonharmonischen Gezeitenkonstanten dienen zur Vorausberechnung der Gezeiten, zur Festsetzung
des Seekartennulls, auf das die Lotungen bei der Seevermessung reduziert werden müssen, und als Grund
lage für weitere Untersuchungen der Gezeiten.
Stündliche Wasserstände, die zur harmonischen Analyse der Gezeiten, zur Bestimmung mittlerer Tiden
kurven usw. gebraucht werden, werden stets beim D. H. I. abgelesen und ebenfalls in Karteikarten ein
getragen. Die Aufzeichnungen werden hierzu von den Wasserstraßenämtern ausgeliehen. Die harmoni
schen Gezeitenkonstanten dienen hauptsächlich zur Vorausberechnung der Gezeiten als Grundlage für
theoretische Untersuchungen.
Infolge der ständigen engen Zusammenarbeit mit den Wasserstraßen- und Wasserbauämtern wird das
D. H. I. von diesen bei ausgedehnteren Untersuchungen und schwierigeren Problemen vielfach um Rat und
Beihilfe gebeten, auch ohne daß hierfür besondere organisatorische Vorschriften beständen. So wird z. B.
gegenwärtig eine umfangreiche Untersuchung der Veränderungen durchgeführt, welche die Gezeiten der
Eidermündung infolge der Abdämmung und der anschließenden starken Versandung im letzten Jahrzehnt
erlitten haben. Diese Untersuchung soll die Grundlage für künftige wasserbauliche Maßnahmen im Unter
lauf der Eider bieten.
Außer den vorgenannten Arbeiten und den weiteren laufenden Aufgaben, wie der Berechnung und Her
ausgabe der Gezeitentafeln und Gezeitenkalender, werden nach Möglichkeit auch die theoretischen Pro
bleme untersucht, die sich im Laufe der praktischen Arbeit ergeben.
Außer der Gezeitenrechenmaschine und einigen gewöhnlichen Additions- und Multiplikationsmaschinen
besitzt der Gezeitendienst keine besonderen technischen Einrichtungen. Bei umfangreicheren numerischen
Arbeiten wird jedoch nach Möglichkeit Gebrauch von Lochkartenmaschinen der Gruppe II A 1 d gemacht.