Gezeiten, Nautische Astronomie, Zeitdienst
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Handbuch für den Atlantischen Ozean und bei einer Neubearbeitung des
Nautischen Funkdienstes. Für diesen wurden auch die allgemeinen Angaben
über die klassischen Methoden der Funkpeilung neu bearbeitet.
In allen diesen Fragen, auch auf dem Gebiet der astronomischen Navi
gation, entwickelt sich zunehmend ein fruchtbarer Gedankenaustausch mit
Praktikern, teilweise auch ausländischer Schiffe. Das gewonnene Material,
das mehrere Hefte einer nautischen Zeitschrift füllen würde, legt den Ge
danken nahe, die nautische Zeitschrift ,,Der Seewart“ wieder aufleben zu
lassen.
4. Zeitdienst, Chronometrie
Die mit dem 70 mm-Passage-Instrument seit 22. August 1949 angestellten
astronomischen Zeitbestimmungen zeigten gelegentlich starke Abweichungen
gegen die richtige Zeit, so daß Anfang des Berichtsjahres eine grundlegende
Untersuchung der Stabilität sämtlicher Instrumententeile erforderlich wurde.
Die Untersuchung ergab, daß das Unterteil des Instruments mit den beiden
Lagerböcken in sich zum Verwinden neigte, so daß bereits das Betätigen der
Handrädchen am Mikrometer zu unkontrollierbaren Änderungen der Instru
mentenaufstellung führte. Bis zur Lieferung eines stabileren Unterteils wurde
deshalb eine Vierpunktaufstellung des Instrumentes konstruiert und in der
Institutswerkstatt hergestellt, die zwar bei jeder Beobachtung zu zusätzlichen
Kontrollen und Justierungen zwingt, die sich sonst jedoch bewährt hat. Am
28. Februar 1950 konnte das Instrument nach vierwöchiger Unterbrechung
wieder in Betrieb genommen werden. Mit ihm wurden bis zum Ende des
Berichtsjahres 104 Zeitbestimmungen von drei Beobachtern angestellt. Über
die zwischen dem Institut und der Hamburger Sternwarte in Bergedorf
geschaltete Postleitung konnten bei diesen Zeitbestimmungen auch die Haupt
uhren der Sternwarte — eine Quarzuhr und drei Pendeluhren — ange
schlossen werden, wie auch die Sternwarte zwei Quarzuhren des Instituts an
ihre 63 von drei Beobachtern an zwei Instrumenten angestellten Zeitbestim
mungen angeschlossen hat.
Für die Z e i t b e w a h r u n g gelang es dem Institut, eine Quarzuhr aus
dem früheren Besitz der Deutschen Seewarte zurückzuerwerben, die nach
gründlicher Überholung durch die Herstellerfirma Ende Juli als Quarzuhr D
in Betrieb genommen werden konnte und seitdem zufriedenstellende Gang
leistungen zeigt. Eine weitere Uhr kann infolge Lieferverzögerung voraus
sichtlich erst 1951 eingesetzt werden. Die Quarzuhren B und C zeigten gute
Gangleistungen, während die Uhr A mehrfache Störungen und unerklärliche
Gangänderungen zeigte, die allerdings nach einem im November erfolgten
Eingriff beseitigt zu sein scheinen. Für die Ladung der Notstrombatterie —-
Nickel-Cadmium-Batterie —- als Stromquelle bei Netzausfall mußte in der
Institutswerkstatt ein Gleichstromgenerator einschließlich Schalttafel gebaut
werden, da die stadtseifige Lieferung des Gleichstroms eingestellt wird. Die
Anlage konnte gegen Ende des Berichtsjahres mit der gleichzeitig einge
bauten Notstromversorgung für die Lochkartenabteilung und die Gezeiten
maschinenbatterie in Betrieb genommen werden.
Mit dem Fernmeldetechnischen Zentralamt der Deutschen Bundespost
wurden längere Versuchsreihen zur Übertragung von Kontakten zwischen
Darmstadt und Hamburg auf verschiedenen Leitungen durchgeführt, um auch
hier im Interesse beider Institute zu einem Austausch der Quarzuhrkontakte
und damit zu einer indirekten Vermehrung der beiderseitigen Quarzuhren
zu gelangen.