Meereskunde und Erdmagnetismus
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ström und der Stau in einem schmalen rechteckigen Kanal für einen mit
konstanter Geschwindigkeit wehenden Wind ermittelt. Besondere Schwierig
keit macht dabei die Bestimmung der Gestalt der Oberfläche, deren Ab
weichung gegen das ungestörte Niveau als Stau bezeichnet wird. Es läßt sich
aber eine geschlossen auswertbare Beziehung zwischen der Schubspannung
und dem Stau angeben. Des weiteren wurden die großen äquatorialen Strom
systeme des Atlantik allein aus der als bekannt angesehenen Windverteilung
für den Monat August ermittelt. Die Übereinstimmung mit den aus Besteck
versetzungen und der Massenverteilung abgeleiteten Stromgeschwindigkeiten
muß als durchaus befriedigend bezeichnet werden. Darüber hinaus wurde für
das gleiche Gebiet, das sich von 40° N bis 30° S erstreckte, die in Verbindung
mit den Triftströmen auftretende Gestalt der Meeresoberfläche ermittelt. Eine
Verfeinerung und Ausdehnung dieser Untersuchungen auf andere Meeres
gebiete ist vorgesehen. Die laufende Auswertung und Aufbereitung der Ge
zeitenstrombeobachtungen in der Deutschen Bucht und anderen Gewässern
wurden fortgesetzt.
Untersuchungen zur quantitativen Erfassung der Vorgänge im geschichte
ten Wasser wurden in Angriff genommen, die dabei auf tretenden Probleme
zunächst für einfache Beispiele behandelt. Diese Untersuchungen werden ein
mal für das Problem der Zirkulation im Ozean, andererseits aber auch für die
Ausbildung, Erhaltung und für den Abbau der Sprungschichten in den heimi
schen Gewässern von besonderer Bedeutung sein.
3. Regionale Ozeanographie
Beobachtungen des ozeanographischen Aufbaues liegen heute aus allen
Teilen des Weltmeeres vor, wenn auch aus einzelnen nur in Form von Stich
proben. Unter Verwendung dieses Materials gelangten die großräumigen
Eigentümlichkeiten in der Verteilung von Temperatur und Salzgehalt zur
Darstellung, in dem die örtlichen Verhältnisse als Abweichungen von einer
wasserbedeckten Erde betrachtet wurden. Die Warmwasseransammlung im
nordöstlichen Nordatlantischen Ozean, die klimatisch für West- und Nord
europa sich so entscheidend auswirkt, oder das ungewöhnliche Vordringen
der antarktischen Treibeisgrenze äquatorwärts im indoatlantischen Raum,
das den Walfang maßgebend beeinflußt, wurden durch diese Betrachtungs
weise besonders deutlich.
Der hydrographische Aufbau und sein jährlicher Gang sind in der Nord-
und Ostsee und den britischen Randmeeren regional außerordentlich ver
schieden ausgebildet. An Hand des reichen Beobachtungsmaterials, das in
der internationalen Zusammenarbeit 1902—38 aus diesen Meeren gewonnen
wurde, fanden diese Erscheinungen eine zusammenfassende Bearbeitung.
Gebiete mit einheitlichem Verhalten wurden als „natürliche Regionen“ ange
sprochen und abgegrenzt. Sie sind zwar physikalisch-chemisch begründet,
aber auch biologisch von Bedeutung. Sie bilden in vieler Hinsicht das Gegen
stück zu den Klimazonen in der Atmosphäre und charakterisieren zu einem
Teil die Hauptregionen mit einheitlichen Lebensbedingungen für die marine
Fauna und Flora und damit auch für die Nutzfische.
Die Wirkungen der Gezeitenströme auf den hydrographischen Aufbau
wurden im einzelnen verfolgt. Als Beispiel wurde der Englische Kanal ge
wählt, weil dort die Auswirkungen besonders deutlich sind und sich durch
ein vielseitiges Beobachtungsmaterial verfolgen lassen. Die verhältnismäßig
hohen Jahresmittelwerte und die geringen Jahresschwankungen von Wasser-
und Lufttemperatur, damit die klimatische Begünstigung der Kanalküsten,