Jahresbericht
Nr. 6/1951
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In Beilage 7 sind bei ruhender und bewegter Schaukel erhaltene Schwin-
gungskurven von drei Kompassen gleichen Rosendurchmessers (200 mm),
aber verschiedener Bauart wiedergegeben. Bemerkenswert ist der bei dem
untersuchten stark gedämpften Flüssigkeitskompafi moderner Bauart beim
Schaukeln in Erscheinung tretende Anzeigefehler von etwa 1°, der bei einer
Prüfung im Stand nicht erkannt werden kann. Bei dem wirbelstromge
dämpften Trockenkompaß dagegen, der im vorhergehenden Jahresbericht
schon erwähnt wurde, ergeben .sich — abgesehen von einer geringfügigen
Überlagerung mit der Schaukelfrequenz — keine wesentlichen Unterschiede
in der Einschwingkurve bei ruhendem und bewegtem Kompaß.
Ein weiteres Modell dieses wirbelstromgedämpften Trockenkompasses,
das sich gegenüber dem vorhergehenden durch ein auf etwa die Hälfte
reduziertes Rosengewicht auszeichnet, befindet sich zur Zeit im Bau und
soll demnächst erprobt werden.
Für die Justierung und Balancierung von Kreiselkugeln wurden einige
neue rationelle Methoden erprobt und eingeführt. Sie betreffen die Auf
gaben: erstens die Spannung der Spanndrahtbündel bei beiden Kreisel
elementen gleich stark zu machen, zweitens die Schwerpunkte der Kreisel
genau in die Hochachse zu legen und schließlich, die Kugel bei ruhenden
Kreiseln so vorzubalancieren, daß im eingeschwungenen Zustand der
Äquatorring der Kugel möglichst horizontal zu liegen kommt. Das bringt
den Vorteil einer Vereinfadrang und einer Abkürzung des gesamten
Horizontierverfahrens, insbesondere bei schwer balancierbaren Kreisel
kugeln. Im Kreiselprüffeld wird dieses Vorbalancierverfahren bei der
Justierung normaler Ä n s ch ii t z-Kreiselkugeln angewandt. Mit'dem Ziel, die
beim Durchlaufen der kritischen Drehzahlen der Kreisel — insbesondere
beim Auslauf — auftretende starke Beanspruchung von Aufhängedrähten
und Lauflagern möglichst herabzusetzen, wurden ausgedehnte Schwingungs
messungen durchgeführt. Die aufgenommenen Schwingungen erwiesen sich
von recht komplexem Charakter, da eine Reihe von Einflüssen (Biegsam
keit der Kreiselwelle (sogenannte Lavalwelle), Trägkeitsdrehmomente der
nicht rotierenden (aber mitaufgehängten) Massen, Unsymetrie der Kreisel
schwerpunktlage gegenüber clen beiden Wellenenden, Drehmomente der
Aufhängung) sich gegenseitig überlagern. Durch statische und dynamische Aus
wuchtung der Kreisel konnten die Schwingungen weitgehend herabgesetzt -werden.
Die Entwicklung der im Vor Jahresbericht erw r ähnten Gleichstromüber
tragung wurde praktisch abgeschlossen. Sie erstreckt sich hauptsächlich auf
das Gebersystem. Die im Laboratorium und zum Teil an Bord durchgeführte
monatelange Erprobung des selbstgebauten Gebersystems ercvies die weit
gehende Erfüllung der gestellten Forderungen.
Als neues Programm wurden aufgenommen: Verfahren zur Messung
der bei der Schiffsbewegung interessierenden Größen wie Schlinger- und
Stampfwinkel, Beschleunigung in Schiffs- und Querschiffsrichtung, Lage der
momentanen Drehachse eines Schiffes. Mit den hierfür entwickelten Geräten
sollen einwandfreie Unterlagen gewonnen werden über die Frage, welchen
mechanischen Beanspruchungen nautische Geräte (insbesondere Kompasse) an
. Bord von Schiffen ausgesetzt sind. Mit den Vorarbeiten für den Bau eines
Neigrrngs- und Beschleunigungsmeßgerätes ist bereits begonnen worden.
Der in der zweiten Jahreshälfte 1949 mit der Firma SPERRY, London,
auf deren Ersuchen geschlossene Vertrag, auf Grund dessen sich das Institut
zur S p e r r y-Kreiselkompaß- und Selbsteuer-Reparatur ausländischer Schiffe
in den westdeutschen Häfen verpflichtet hatte, ist am 31. 8. d. J. erloschen.