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VI. NAUTISCHE TECHNIK
1. Nautische Instrumente
a) Kompasse
In dem im Frühjahr bezogenen eisenfreien Neubau des Magnetkompaß-
iaboratoriums x ) konnten die umfangreichen elektrischen Einrichtungen zur
Speisung des Spulenfeldes und Versorgung des Laboratoriums mit Gleich-
und Drehstrom verschiedener Spannung und Frequenz gegen Ende des Be
richtsjahres fertiggestellt werden, so daß nunmehr die zeitweilig unter
brochenen Entwicklungsarbeiten an Magnetkompassen und Kompensiermitteln
wieder aufgenommen werden können.
Eine punktweise durchgefiihrte Vermessung der räumlichen Feldstärke
verteilung in dem im Laboratorium eingebauten großen Feldspulensystem
hat erwiesen, daß in einem zylindrischen Raum von 4 m Durchmesser und
1,5 m Höhe mit Ausnahme weniger Randpunkte die gestellten Homogenitäts
forderungen von maximal 1% Abweichung in der Intensität und von weniger
als 1° Winkelabweiehung in der Feldrichtung erfüllt werden 2 ). Bezüglich
der Feldstärkewerte im Mittelpunkt hat sich eine gute Übereinstimmung
der gemessenen mit den bei der Planung vorberechneten Werten ergeben.
Z. Zt. wird an einer Einrichtung zur automatischen Konstanthaltung des
Feldes nach Intensität und Richtung gearbeitet, die sowohl von außen kom
mende Feldstörungen (vorwiegend durch den elektrischen Bahnbetrieb ver
ursacht) wie auch Spannungsschwankungen in der Speisung der Feldspulen
ohne merkliche zeitliche Verzögerung ausregeln soll.
Als wertvolles Hilfsmittel für die Arbeiten auf dem Kompaßgebiet hat
sich eine einfache, an der Decke des Laboratoriums aufgehängte Parallelo-
grammschaulcel von 5 m Länge erwiesen. Diese in einer Interkardinalebene
(NW-SO) frei schwingende Schaukel erteilt bei einer Eigenschwingungsdauer
von rund 4,1 sec. und einer Maximalauslenkung von ± 1,5 m den darauf zu
prüfenden Rosensystemen Tangentialbeschleunigungen in den Umkehrpunk
ten der Bewegung von rund V3 der Schwerebeschleunigung.
Die im Jahresbericht 1950 erwähnten Vorversuche zu einem Gerät, das
automatisch die Schwingungen der Rose eines Magnetkompasses aufzeichnet,
haben inzwischen zum Bau eines solchen Gerätes geführt. Bei der Konstruk
tion dieses Gerätes war zu beachten, daß die Magnetkompaßrose kein nen
nenswertes Drehmoment liefern kann und irgendwelche Eingriffe in den
Kompaß sich dem Zweck entsprechend von selbst verbieten. Bei dem jetzt
gebauten Gerät erfolgt die kräftefreie Abtastung der Rosenbewegungen
durch eine induktive Sonde, die unterhalb des zu prüfenden Kompasses
angebracht wird. Die Sekundärspannung dieser Sonde wird in einer Röh
renschaltung verstärkt, phasenabhängig gleichgerichtet und einem Dreh-
spulregistrierinstrument zugeführt, das dann die Bewegungen der Kompaßrose
aufzeichnet. Inzwischen konnten mit dem Gerät im Magnetkompaßlabora
torium aufschlußreiche Messungen durchgeführt werden. U. a. konnten
neben der schnellen Aufnahme von Einschwingkurven verschiedener Kom
paßtypen insbesondere der genaue Verlauf der Bewegungen der Rose eines
auf der pendelnden Schaukel befindlichen Kompasses automatisch aufge
zeichnet und somit das Verhalten der einzelnen Kompaßtypen bei seegang-
ähnlichen Bedingungen untersucht werden.
Vgl. Jahresbericht 5/50, S. 46.
2 ) Hierbei hat sich u. a. eine neu beschaffte Schraidt'sche Feldwaage (Bauart ASKANlAtWexke) sehr ^bewährt.