- Seite 43 -
Nautische Technik
2. Funktechnische Hilfsmittel der Navigation.
Während des Berichtsjahres wurden mehrere Fahrten des VFS, "Gauss" in
der Nordsee his zum Ostausgang des Kanals und in der westlichen Ostsee ausge
nutzt, um Kontrollmessungen an der am 17-Januar 1952 eröffneten deutschen
Decc.a-Kette durchzuführen. Der so kontrollierte Sektor des Gesamt-Bedeokungs-
gebietes ergab einen systematischen Fehler.des roten Hyperbelmusters, der En
de Mai durch Schwenkung der läge der Nullhyperbeln beseitigt wurde. Eine
Schwenkung des grünen Hyperbelmusters wurde nicht für notwendig befunden.
Zur Schwenkung des violetten Hyperbelmusfers reichten die Kontrollmessungen
in der Nordsee nicht aus; es ist beabsichtigt, sie im Laufe des kommenden
Sommers durchzuführen.
Da die im Oktober des Berichtsjahres von VFS. "Gauss" bei der Seevermes
sung der Amrum-Bank unter Benutzung einer Peeca-Navigarionskette erzielten
Ergebnisse sich als gut erwiesen, wurde auch die Wracksuchgruppe mit einem
Decca-Navigator Mark V zur Erleichterung der Navigation und der Ortsbestim
mung ausgerüstet (vgl. S.35 )•
Während mehrerer Fahrten wurde mit der 3 cm-Badar-Anlage des VFS. "Gauss"
die Steigerung der Auffaß-Reichweite von Seezeichen mit und ohne Reflektoren
untersucht in Abhängigkeit von Seegang und Azimut. Es ergibt sich als Durch
schnittswert, daß mit einem verhältnismäßig kleinen Oktaederreflektor von
0,6 m Kantenlänge die günstigsten Verhältnisse - etwa 50$ Vergrößerung der
Auffaßweite - erzielt wurden.
Es ist beabsichtigt, zum systematischen Studium der Seflexionsgüte und
Auffaßreichweiten das VFS. "Gauss" probeweise mit einer 10 cm-Radar-Änlage
auszurüsten.
Von der Firma C. P1ATH, Hamburg, wurde das labormuster einer Sichtfunk
peilanlage vorgestellt, bei der eine laufende Peilung nach einem eingestell
ten Sender auf dem Bildschirm einer Braun sehen Röhre zur Anzeige
gelangt. Hm die Brauchbarkeit dieses neuen Peilverfahrens beim Einsatz auf
Schiffen zu erproben, wurden auf einer Fahrt des Versuchaschiffes "Pleuger-
jumje 2" im Mai 1952 navigatorische Peilungen durchgeführt, die neben ande
ren Vorteilen auch eine größere Peilgenauigkeit 1 ^ gegenüber den bisher üb
lichen Gehörpeilungen ergaben. Quantitative Untersuchungen über die Erhöhung
der Peilgenauigkeit, die im August 1952 auf dem VFS. "Gauss" in der Nordsee
angestellt wurden, zeigten, daß die Grenzempfindlichkeit des Sichtfunkpeilers
bei etwa 1/uV/m liegt. Auf die Erhöhung der Peilgenauigkeit wirken sich außer
dem die Unabhängigkeit von Störsendern und die Möglichkeit laufender Reihen
beobachtungen auch bei kurzen Sendezeiten besonders günstig aus. Neben die
sen Vorteilen lassen auch die weiteren - jederzeit!ge Beurteilung der Peil-
Qualität, gleichzeitiges Mithören von gesendetem Klartext während der Pei
lung, Möglichkeit der Anzeige durch Tochtergeräte - die Bedeutung dieses
Peilverfahrens erkennen.
1) Vgl. "Hansa" 1952, S. 813.