.Jahresbericht Nr.15/1960
Seite 10 -
hat Dr.Böhnecke eine Seefahrtzeit von 5 1/2 Jahren und darf damit wohl auch
als Praktiker der Seefahrt bezeichnet werden.
Seit 1935 war er Direktor des Marineobservatoriums Wilhelmshaven. Dieses
wurde im Kriege nach Greifswald verlegt. Diese Behörde bestand aus einer Ge
zeitenabteilung, einer Abteilung für die Entwicklung meteorologischer Instru
mente des Marinewetterdienstes, einem Meteorologischen Meßtrupp und war Ver-
waltungs- und Ausrüstungsstelle des Marinewetterdienstes. Hier konnte
Dr.Böhnecke erstmalig seine Vorstellungen und Pläne auf weiten Gebieten der
Meereskunde in die Praxis umsetzen.
Die Frage, durch wen Herr Dr.Böhnecke eines Tages als Präsident des DHI. er
setzt werden könnte, hat mich seit Jahren beschäftigt. Der Nachfolger mußte
neben der hohen fachlichen, d.h. praktischen und wissenschaftlichen Qualifi
kation die Fähigkeit zur Führung eines großen außerordentlich vielseitigen
Instituts, Erfahrung in internationalen Verhandlungen haben und nicht zuletzt
das Vertrauen der deutschen Seeschiffahrt genießen, für die das Institut ja
in allererster Linie zu arbeiten hat. Unter Seeschiffahrt sind hier nicht nur
die Handelsschiffahrt und die Fischerei, sondern auch die Bundesmarine zu
verstehen, die schon jetzt erhebliche Anforderungen an das DHI. stellen muß
und künftig noch mehr stellen wird.
Nach reiflichen Überlegungen habe ich mich für Herrn Dr.Zwiebler entschieden,
der, wie Sie wissen, sich bisher in der Seeverkehrsabteilung meines Ministeri
ums mit den verschiedenartigsten Fragen der Seeschiffahrt, und zwar neben denen
der seemännischen Ausbildung vornehmlich auch mit ihren nautisch-technischen
Fragen befaßt hat.
Herr Dr.Zwiebler studierte nach dem Schulbesuch in Berlin an der Berliner
Universität und der Technischen Hochschule Charlottenburg Mathematik und Na
turwissenschaften. Sein Studium schloß er mit dem Staatsexamen und der Promo
tion zum Dr.-Ing. ab. Er hat sich besonders mit Fragen der technischen Physik
und Elektronik und mit Fragen der Strahlung beschäftigt und sich dann dem See
fahrt Schulwesen zugewendet und dort von der Pike auf gedient. Zunächst war er
Probelehrer, 1930 Studienrat und 1935 Seefahrtschuldirektor. 1943 wurde er als
Oberregierungsrat in das Reiehsverkehrsministerium berufen und am 1.10.1944
zum Ministerialrat ernannt.
Herr Dr.Zwiebler ist nicht nur im SeefahrtSchulwesen anerkannte Autorität,
sondern wegen seiner umfassenden praktischen und wissenschaftlichen Kennt
nisse in der Schiffahrt hoch geachtet. Er hat vor dem Mast auf einem Hahseg-
ler das Kap Hoorn umfahren. Seine lange Tätigkeit als Ministerialreferent
hat ihm umfassende Einblicke und die erforderliche Abgeklärtheit vermittelt.
Herr Dr.Zwiebler ist allerdings schon 60 Jahre alt. Und es erhob sich die
Frage, ob 5 Jahre bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand ihm noch genügend
Zeit lassen würden, seine Fähigkeiten im DHI, zu entfalten. Hier ist mir