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Gezeiten, Nautische Astronomie, Zeitdienst, Rechenanlage
3. Zeitäienst und Chronometrie
a) Zeitbestimmung. Für Zeit- und Breitenbestimmungen wurden während des
Berichtsjahres am 250/3750 mm photographischen Zenitfernrohr in 92 Nächten
insgesamt 2062 Sterne auf Platten des Formats 5 x 6 cm aufgenommen. Das In
strument hat ohne Störungen gearbeitet.
Zur Erleichterung der Plattenorientierung vor dem Ausmessen wurde ein ge
eigneter Aufsatz für den Meßtisch des Komparators gebaut.
Es ist geplant, die Beobachtungen mit dem photographischen Zenitfernrohr
schrittweise zu automatisieren. Als erstes wurde die ZyklusSteuerung ent
worfen, ein Gerät, das den Belichtungszyklus nach Durchgang des Sterns selbst
tätig beendet. Mit der Fertigung der Einzelteile wurde begonnen.
Die Zusammenarbeit mit der Hamburger Sternwarte war gut und fruchtbar.
Wie in den Vorjahren wurden laufend die Ergebnisse der astronomischen Zeit
bestimmungen und Quarzuhrenkontakte ausgetauscht und für die am dortigen
Meridiankreis beobachteten Programmsterne des photographischen Zenitrohrs
die Reduktionen vom scheinbaren Ort der Epoche auf den mittleren Ort 1950.0
berechnet.
Alle bis Ende Januar 1961 mit dem photographischen Zenitfernrohr durchge
führten Zeitbestimmungen wurden mit vorläufig verbesserten Rektaszensionen
neu reduziert und auf die gleichförmig ablaufende Zeit A.1 (atomic time 1)
des U.S. Naval Observatory bezogen. Anhand der resultierenden Kurve wurden
die periodischen Schwankungen der Erdrotation diskutiert. In erster Dinie
jedoch sollte diese Kurve zeigen, ob sich im Juli 1959 die Umdrehungsge
schwindigkeit der Erde abrupt verlangsamt hat, wie von anderer Seite ver
mutet wurde. Unsere Ergebnisse haben diese Vermutung nicht bestätigt. Sie
wurden in einem Bericht des Präsidenten der Kommission 31 (Zeit) der Inter
nationalen Astronomischen Union an das Committee on Space Research mit ver
wendet.
Eine weitere Bearbeitung der Werte "A.1 minus astronomische Weltzeit",
nach einer anderen Methode und über einen etwas längeren Zeitraum, gab
gleichfalls keinen Hinweis auf das genannte Ereignis. Die Resultate wurden
bei der Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in
Berkeley vorgelegt.
Von 1962 an werden die Zeit- und Breitenbestimmungen am photographischen
Zenitfernrohr mit verbesserten Sternörtern reduziert werden. Zur Ableitung
der Korrektionen für die bisher benutzten Örter wurden die Beobachtungser
gebnisse vom September 1957 bis Juni 1961 verwendet. Die hierfür notwendi-