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Seeverkehrsbeirats-Ausschuß
ORR Dr. Freiesieben ging in seinem Vortrag "Die Satelliten-Navigation" ..
von der Tatsache aus, daß eine Ortsbestimmung mit Hilfe künstlicher Satelli
ten eine genaue Kenntnis ihrer Bahn voraussetzt. Ihre Projektion auf die Erd
oberfläche ist kompliziert. Nachdem er diese Tatsache an Hand einiger Bilder
erläutert hatte, referierte er über die Beobachtung der Bahn mit photogra
phischen Fernrohren und über die von den Satelliten ausgestrahlten Funkwellen,
die sich den lichtwellen ähnlich verhalten. Die Satelliten sind also nur in
der verhältnismäßig kurzen Zeit zu beobachten, in der sie sich über dem Hori
zont befinden. Man kann den Erhebungswinkel über dem Horizont, das Azimut und
die Entfernung sowie die Änderung dieser drei Größen messen. Vorteilhaft für
die Beobachtung von Richtungen ist der von der amerikanischen Marine seit Jah
ren verwendete Radiosextant. Für die Messung des Erhebungswinkels und des Azi
muts ist eine Bezugsrichtung notwendig. Bei Messung .der Entfernung und der Ent
fernungsänderung kommt man indes ohne solche Bezugsrichtung aus. Die wichtig
ste Methode ist die bereits heute geübte Messung der Entfernungsänderung durch
Beobachtung der vom Satelliten ausgesendeten Frequenz. Diese ändert sich bei
Annäherung wie bei Entfernung vom Empfänger und nimmt nur beim sogenannten
Durchgang den tatsächlichen Viert an (Doppler-Effekt). Ein Diagramm Frequenz
gegen Zeit ergibt eine Kurve, die die Zeit der Entfernung eines Vorüberganges
zu bestimmen erlaubt. Automatische Hilfsmittel, teure Empfangsanlagen und Re
chenmaschinen sind zur Auswertung notwendig. Der Vortragende schilderte die
komplizierten Meßvorgänge und wies abschließend darauf hin, daß eine Beobach
tungsapparatur heute noch sehr kostspielig sei und daher eine praktische An
wendung der Satelliten-Navigation für die Handelsschiffahrt noch nicht in Fra
ge komme.
Prof. Dr. Stocks mußte seinen Vortrag "Die Deutsche Hydrographische Zeit
schrift, ihre Geschichte, ihr Wesen, ihre Ziele" wegen der fortgeschrittenen
Zeit kürzen. Er knüpfte an die Denkschrift von H. Berghaus (18'54) an, wonach
Veröffentlichungen von hydrographischem Material "zu Nutz und Frommen der See
schiffahrt" erfolgen sollte. Als eine solche erschien die Zeitschrift "Annalen
der Hydrographie und Maritimen Meteorologie" erstmals 1873. Sie wurde von der
Deutschen Seewarte bis zum Jahre 1944 fortgeführt. Das Deutsche Hydrographische
Institut gibt die "Deutsche Hydrographische Zeitschrift" als sein wissenschaft
liches Organ und unter Beschränkung auf hydrographische Themen in Fortführung
der Annalen seit 1948 heraus. Prof. Dr. Stocks gab sodann eine Aufstellung der
Themen, die in der D.H.Z. behandelt wurden. Darin tritt die Sparte Grenzgebiet
zwischen Ozean und Atmosphäre besonders hervor. Im übrigen ist das Gebiet der
Meereskunde am stärksten vertreten, es folgen die der Geophysik, Astronomie