Skip to main content

Full text: Jahresbericht 1962

Zur Meeresforschung 
- Seite 19 - 
Bas Meer als Forschungsobjekt - Wir haben versucht, an einigen Beispielen 
den praktischen Nutzen der Meeresforschung zu verdeutlichen. Von nicht ge 
ringem Interesse ist jedoch für zahlreiche Zweige der Naturwissenschaften 
auch das Meer als Forschungsobjekt. Es zeigt sich, daß die nicht sehr glück 
liche Unterscheidung zwischen angewandter und Grundlagenforschung auch in der 
Meeresforschung wenig Sinn hat. Einmal sind die vorhandenen Unterlagen so un 
zureichend, daß bei der Lösung nahezu jeder praktischen Frage, wie z.B. die 
Ausbreitung radioaktiver Abfälle, Grundlagenforschung getrieben werden muß. 
In diesem Falle waren praktische und theoretische Untersuchungen über Biffu- 
sionsvorgänge erforderlich, die von uns in den vergangenen Jahren durchge 
führt wurden. Zum anderen wird allgemein die Zeitspanne zwischen einer natur 
wissenschaftlichen Erkenntnis und ihrer praktischen Verwertung immer kürzer. 
So sind auch die Fragen, die die Wissenschaft an das Meer richtet, immer 
gleichzeitig von praktischer Bedeutung. 
Ber entscheidende Einfluß, den der Wärmespeicher Meer auf unser Klima hat, 
ist bekannt. Bie Vorgänge bei dem Energieaustausch zwischen Atmosphäre und 
Ozean, von dem Bewölkung und Niederschläge, Temperatur und Wind, kurz das Kli 
ma der Erde abhängt, sind noch weitgehend unerforscht. 
Vom C02~Gehalt der Atmosphäre, der ebenfalls durch den Austausch an der 
Grenzfläche Wasser - Luft geregelt wird, hängt das Verhältnis von Ein- und 
Ausstrahlung und damit die Bodentemperatur ab. Schon ein Ansteigen der mittle 
ren Temperatur um wenige Grade wurde genügen, um Schmelzvorgänge in den Eis 
kappen der Erde auszulösen, die zu einem gefährlichen Anstieg des mittleren 
Meeresniveaus führen können. Bas Freiwerden aller in der Antarktis und auf 
Grönland als Eis gebundenen Wassermengen würde das mittlere Meeresniveau um 
rund 100 m anheben. An den Untersuchungen des derzeitigen Eishaushaltes von 
Grönland war das B.H.I. mit dem VFS "Gauß" beteiligt. 
Bie Biologen versprechen sich von den Untersuchungen der Regionen, in de 
nen das leben begann, wichtige Aufschlüsse über die Urformen des Lebens. 
Unsere Kenntnisse der Bodenform des Meeres entsprechen etwa denen unserer 
Landkenntnisse um 1700. Und doch könnten die Untersuchungen der Bodenstruktu 
ren und der Fossile Aufschluß über die Ursachen der Trennung der Kontinente 
und über den Ursprung des Lebens bringen. 
Bas sind nur einige Beispiele, aber wir können mit Sicherheit sagen, daß 
das Meer mehr wissenschaftliche Informationen enthält als der uns erreichbare 
Raum außerhalb dieser Erde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.