Zur Meeresforschung
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Bas Meer als Forschungsobjekt - Wir haben versucht, an einigen Beispielen
den praktischen Nutzen der Meeresforschung zu verdeutlichen. Von nicht ge
ringem Interesse ist jedoch für zahlreiche Zweige der Naturwissenschaften
auch das Meer als Forschungsobjekt. Es zeigt sich, daß die nicht sehr glück
liche Unterscheidung zwischen angewandter und Grundlagenforschung auch in der
Meeresforschung wenig Sinn hat. Einmal sind die vorhandenen Unterlagen so un
zureichend, daß bei der Lösung nahezu jeder praktischen Frage, wie z.B. die
Ausbreitung radioaktiver Abfälle, Grundlagenforschung getrieben werden muß.
In diesem Falle waren praktische und theoretische Untersuchungen über Biffu-
sionsvorgänge erforderlich, die von uns in den vergangenen Jahren durchge
führt wurden. Zum anderen wird allgemein die Zeitspanne zwischen einer natur
wissenschaftlichen Erkenntnis und ihrer praktischen Verwertung immer kürzer.
So sind auch die Fragen, die die Wissenschaft an das Meer richtet, immer
gleichzeitig von praktischer Bedeutung.
Ber entscheidende Einfluß, den der Wärmespeicher Meer auf unser Klima hat,
ist bekannt. Bie Vorgänge bei dem Energieaustausch zwischen Atmosphäre und
Ozean, von dem Bewölkung und Niederschläge, Temperatur und Wind, kurz das Kli
ma der Erde abhängt, sind noch weitgehend unerforscht.
Vom C02~Gehalt der Atmosphäre, der ebenfalls durch den Austausch an der
Grenzfläche Wasser - Luft geregelt wird, hängt das Verhältnis von Ein- und
Ausstrahlung und damit die Bodentemperatur ab. Schon ein Ansteigen der mittle
ren Temperatur um wenige Grade wurde genügen, um Schmelzvorgänge in den Eis
kappen der Erde auszulösen, die zu einem gefährlichen Anstieg des mittleren
Meeresniveaus führen können. Bas Freiwerden aller in der Antarktis und auf
Grönland als Eis gebundenen Wassermengen würde das mittlere Meeresniveau um
rund 100 m anheben. An den Untersuchungen des derzeitigen Eishaushaltes von
Grönland war das B.H.I. mit dem VFS "Gauß" beteiligt.
Bie Biologen versprechen sich von den Untersuchungen der Regionen, in de
nen das leben begann, wichtige Aufschlüsse über die Urformen des Lebens.
Unsere Kenntnisse der Bodenform des Meeres entsprechen etwa denen unserer
Landkenntnisse um 1700. Und doch könnten die Untersuchungen der Bodenstruktu
ren und der Fossile Aufschluß über die Ursachen der Trennung der Kontinente
und über den Ursprung des Lebens bringen.
Bas sind nur einige Beispiele, aber wir können mit Sicherheit sagen, daß
das Meer mehr wissenschaftliche Informationen enthält als der uns erreichbare
Raum außerhalb dieser Erde.