Jahresbericht Nr. 18/1963
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Die in den Jahresberichten Nr. 16 und Nr. 17 erwähnten Arbeiten am Induk
tionskompaß mit Feldstärkeanzeige wurden fortgesetzt; verschiedene Teilge
räte in bordverwendungsfähiger Ausführung wurden zusammengebaut. Hierbei er
wiesen sich noch einige Änderungen gegenüber den Vorentwürfen und Experimen
tierausführungen als notwendig. Der Fortgang der Arbeiten wurde leider beein
trächtigt, da die Hilfskraft der auftraggebenden Behörde nur bis Ende Mai zur
Verfügung stand.
b) Kreiselgeräte - Die Untersuchungen der Weisungsfehler von Kreisel
kompassen und ihres Entstehungsmechanismus wurden fortgesetzt, desgleichen
die Ausarbeitung von Verfahren zu ihrer Verminderung oder Beseitigung.
Die Weisungsgenauigkeit einer durch große Schaukelbeschleunigungen bean
spruchten Kreiselkugel konnte durch Verwendung einer hochviskosen Dämpfungs-
1 ft
flüssigkeit Und durch Beseitigung des Ölsumpfes erheblich verbessert werden
Die Restfehler von wenigen Zehntel Grad dürften, wie gesonderte Messungen
gezeigt haben, infolge der beim Schaukeln auftretenden Änderungen der Tempe
raturschichtung in der Tragflüssigkeit entstehen, die ihrerseits Änderungen
der von den Zentrierkräften herrührenden Momente zur Folge haben.
Für die Bekämpfung der in früheren Jahren auf schnellen See- und Straßen
fahrzeugen festgestellten großen fahrtbeschleunigungsbedingten Weisungsfeh
ler von Zweikreiselkompaßsystemen wurde ein neues Verfahren auf seine Lei
stungsfähigkeit untersucht. Es besteht darin, daß die störende Einwirkung
von Ost-West gerichteten Fahrtbeschleunigungen durch die Gegenwirkung der
Drehbeschleunigungen der beiden Kreiselrotore kompensiert wird, indem die
Kreiselantriebsfrequenz nicht mehr - wie bisher bei allen technischen Krei
selgeräten - konstant gehalten wird, sondern über ihren im Stand gegebenen
Grundwert hinaus in proportionaler Abhängigkeit von der Ost-West-Geschwindig-
keitskomponente des Fahrzeugs erhöht oder erniedrigt wird. Nach Beschaffung
eines Spezial-Kreiselumformers, dessen Grund-Drehstromfrequenz durch Einga
be einer äußeren Gleichspannung bis zu 20 i erhöht oder erniedrigt werden
kann, und nach Aufbau der erforderlichen Schalt-, Rechen- und Verstärkerein
heiten, die insgesamt ein Gleichspannungssignal proportional zur Ost-West-
Geschwindigkeit zu liefern haben, wurden zwei handelsübliche Zweikreiselkom
paßanlagen nach dem neuen Verfahren betrieben. Bei den Erprobungsfahrten auf
den Autobahnen wurde die jeweilig gefahrene Geschwindigkeit dem Fahrzeugta
chometer entnommen und - einstweilen provisorisch von Hand - an einem nach
Geschwindigkeit geeichten Potentiometer eingestellt. Die an den derart mit
frequenzgesteuerten Drehstrom betriebenen Kreiselkompaßanlagen festgestell
ten Weisungsfehler betrugen nur noch den fünften Teil der früher bei kon-
18) Vgl. Jahresbericht Nr. 17, S. 81