Meereskunde
- Seite 65 -
Für die Anfang 1966 vorgesehene Fahrt mit F3 "Meteor" in den Atlantischen
Ozean zur Untersuchung, oh unsere Bedenken gegenüber der Versenkung ver
packter radioaktiver Abfälle im Meere begründet sind, wurden Vorbereitun
gen getroffen und verschiedene, speziell für die radiologischen Untersu
chungen auf See benötigte Geräte entwickelt.
5. Geologie und Morphologie des Meeresbodens
Während der "Atlantischen Expedition 1965, Meteor" gelang uns im Be
reich der Romanche-Bruchzone eine Aufnahme der Verbreitung, Mächtigkeit
und Schichtung der noch unverfestigten Sedimente.
Ein Schwerpunkt der geologischen Arbeiten lag in der Fortführung der
Seegrundkartierung. Ein größeres Gebiet nördlich von Helgoland wurde neu
aufgenommen, die Arbeiten in den Watten der Weser- und Elbmündung wurden
weitergeführt. Etwa 3 000 Grundproben aus diesen Gebieten wurden im mee
resgeologischen Laboratorium untersucht, die Ergebnisse in Arbeitskarten
übertragen und in Schnitten dargestellt. Lurch die systematischen Boden
aufnahmen in der Leutschen Bucht ist so viel Material zusammengetragen
worden, daß in den großmaßstäbigen Seekarten jetzt auch für die Wattge
biete Angaben über die Bodenbeschaffenheit gebracht werden können.
Lie kartenmäßige Larstellung des Anteils der einzelnen Korngrößenfrak
tionen am Gesamtsediment ergibt Hinweise auf die Ausdehnung von Kiesvor-
kommen am Boden der Leutschen Bucht; sie läßt auch die Wanderwege des San
des in diesem Gebiet erkennen. Außer dem von West kommenden, von den Ost
friesischen Inseln zum Elbmündungsgebiet wandernden Feinsand (Hauptkom-
größe 125-250 yu) wandert von Nordwest Mehlsand (Hauptkorngröße 62.5 -
125 y/u) in die innere Leutsche Bucht hinein. Lieser Mehlsandstrom be
nutzt die Weser- Elbe- Urstromrinne und ist am reinsten vor der ehemaligen
Küste des heute überfluteten alten Westlandes ausgebildet.
Auch in der westlichen Ostsee - in der.Kieler und Mecklenburger Bucht .-
wurden die Bodenaufnahmen fortgesetzt. Sie wurden ergänzt durch die Ent
nahme von Kolbenlotkernen und durch die Bestimmung der Mächtigkeit rezen
ter Schlickschichten unter Benutzung eines kontrastverstärkenden Echolotes.
Für die im Vorjahr begonnene sedimentpetrographische Bearbeitung der
Nord- und Ostseeschlicke wurde bei den Bodenaufnahmen viel Material gewon
nen. Greiferproben und Kolbenlotkerne wurden auf Komgrößenzusammensetzung,
organische Substanz, Wassergehalt und Porosität analysiert. Besonders ein
gehend wurde der Tonanteil (Fraktion <2 yu) untersucht. Zu diesem Zweck
unterzogen wir die Proben einem besonderen Aufbereitungsverfahren. Hierbei
ergab sich in vielen Fällen, daß bei der Vorbereitung der Schlicke für die