Jahresbericht Nr. 20/1965
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Auf dem Gebiet der Geophysik und Astronomie wurde das Radar-Photoplot
gerät auf M.S. "Atlantik" der Globus-Reederei eingebaut, um Küs.tenauf nahmen
an der afrikanischen Westküste mit ihren vielen neu ausgebauten Häfen zu
erhalten. Als deutscher Beitrag zur "Erdmagnetischen Weltvermessung" wurden
Wiederholungsmessungen an den geomagnetischen Säkularpunkten angestellt.
Das DHI übernahm die Messungen in Nord- und Westdeutschland. Seit dem 1,
Januar wird über Norddeich-Radio um 0 Uhr und 12 Uhr MGZ 5 1/2 Minuten lang
das Sekundensignal ausgestrahlt, Kiel-Radio sendet seit Jahresbeginn auch
um 0 Uhr das "Onogo-Signal". Mit Hilfe zweier Caesium-Atomuhren verglich
eine amerikanische Eirma die Hauptuhren wichtiger Zeitinstitute in Nord
amerika und Europa auf etwa eine Mikrosekunde genau. Auch der Zeitdienst
des DHI wurde beteiligt. Im Rahmen dieses Experiments konnte die effektive
Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Kurzwellen über den Atlantischen Ozean
sehr genau bestimmt werden. Die Vorversuche über psychologisch-physiologi
sche Untersuchungen im Zusammenhang mit der Benutzung von Radar wurden ab
geschlossen. Für die elektronische Rechenanlage wurde die Programmbibliothek
auf 143 größere Programme erweitert. Bei fast 4 v.H. aller elektronischen
Rechnungen wurde der Drei-Zeichen-Kode benutzt.
Für ozeanographische Arbeiten wurden im Gebiet von Nord- und Ostsee 7
Untersuchungsfahrten von verschieden langer Dauer durchgeführt. Hierbei
erfolgten die Diffusionsversuche mit Rhodamin B in internationaler Zusammen
arbeit unter der Bezeichnung "Rheno" (Rhodamin Experiment Nordsee). Es wa
ren außer VFS "Gauß" und dem Troß-Schiff "Schwarzwald" die Schiffe "Clione",
"Explorer" und "Willem Beukelsz" (England, Schottland, Niederlande) betei
ligt. Organisation und Leitung lagen beim DHI. Mit der Untersuchung amorpher
Kieselsäure in den Schlicken der Ostsee wurde begonnen. Sie ist von beson
derem Interesse, weil die amorphe Kieselsäure viel Wasser adsorptiv bindet,
wodurch die physikalischen Eigenschaften der Sedimente stark beeinflußt
werden. An der sedimentpetrographischen Untersuchung der Nord- und Ostsee
schlicke wird gearbeitet. Das im Oberflächenwasser gelöste anorganische
Phosphat wurde auf einer Untersuchungsfahrt kontinuierlich registriert.
Gelöste organische Phosphorverbindungen wurden isoliert,-und es ergab sich,
daß das Meerwasser der Deutschen Bucht mindestens 5 organische Phosphor
verbindungen enthält. In der Nord- und Ostsee wurden auch unter Benutzung
von Bohrinseln neue Seegangsmeßstellen eingerichtet, so daß die festen Meß
stellen nunmehr vom tiefen Wasser der freien Nordsee bis in die Wattenge
biete reichen. Durch die Vorbereitungen und die Teilnahme an der "Atlanti
schen Expedition 1965, Meteor" standen die Arbeiten auf See im Mittelpunkt
der meereskundlichen Tätigkeit.