Probleme des deutschen Seekartenwerkes
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II. PROBLEME BES BEUISCHEN SEEKARTEMERKES
Historischer Rückblick
Solange eine Seeschiffahrt "besteht, sind für den Schiffsführer Informa
tionen über die von ihm zu benutzenden Wege von unschätzbarem Wert. Neben
der Zeitschrift "Nachrichten für Seefahrer" und den nautischen Büchern .
sind die Seekarten seine notwendigsten Navigationshilfen.
Amtliche deutsche Seekarten wurden erstmals vom Preußischen Handels
ministerium in den Jahren 1841 bis 1843 in Gestalt von "Preußens Seeatlas"
herausgegeben, der zwei Segelkarten im Maßstab 1 : 400 000 (westliche und
östliche Ostsee) und 20 .Küstenkarten im Maßstab 1 : 100 000 der östlichen
Ostsee vom Darß bis Memel umfaßte. Berner erstellte die Preußische Admi
ralität 1859 den "Seeatlas der Jade-, Weser- und Elbmündungen" (eine Kar
te 1 : 100 000 und sechs Karten 1 : 50 000). Der Geburtstag des heutigen
deutschen Seekartenwerkes ist aber der 25.9.1861, als durch "Allerhöchste
Kabinetts-Order" das Hydrographische Büro beim Preußischen Marineministe
rium errichtet und ihm die Anfertigung, Berichtigung und Beschaffung von
Seekarten übertragen wurde.
Allen klassischen Seekartenwerken - und das sind alle Seekartenwerke,
die vor der Jahrhundertwende entstanden sind - war gemeinsam, daß die
Originale in Kupfer gestochen waren. Auch der Auflagedruck erfolgte bis
in die 20er Jahre unseres Jahrhunderts durch Druck von den Original
kupferstichplatten, wodurch eine hervorragende Klarheit des Kartenbildes
erzielt wurde. Der Nachteil dieses Verfahrens war, daß man nur einfarbige
Seekarten drucken konnte und die farbigen Eintragungen mit der Hand- ge
macht werden mußten.
Als in den 30er -Jahren und insbesondere im letzten Krieg der Bedarf
an Seekarten immer mehr zunahm und höhere Auflagen erforderlich wurden,
mußte aus wirtschaftlichen Gründen von den Originalkupferabzügen auf
Umdrucke in Plachdruckpressen übergegangen werden. Dafür war eine Über
tragung des Kartenbildes von den vorhandenen Kupferoriginalen auf die
Elachdruckplatte notwendig.-Dieses Verfahren befriedigte nicht ganz, weil
damit ein Qualitätsabfall verbunden' war und durch die Benutzung des
feuchten Umdruckpapiers Maßverzerrungen eintraten. Somit ergab sich die
Notwendigkeit, nach neuen Verfahren Ausschau zu halten.