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Geophysik und Astronomie
daß neuere astronomische Konstanten und beim Berechnen der j und v erstma
lig- eine Minimumbedingung, die der Methode der kleinsten Quadrate entspricht,
zugrunde gelegt wurden. Die Tafeln sollen anregen und helfen, die Gezeiten
genauer zu analysieren, nämlich wenn in den Gezeiten seichter Gewässer un
terschiedliche Tiden identischer Argumentzahl auftreten; die Tiden lassen
sich trotz gleicher Winkelgeschwindigkeiten voneinander trennen, wenn ihre
j und v voneinander verschieden sind.
Der Windstau bei Cuxhaven ist vorwiegend durch den Wind über der Deut
schen Bucht bestimmt. Die allgemeinste Form, in der diese Abhängigkeit aus
gedrückt werden kann, ist die einer Fourierreihe, in der die Koeffizienten
nach Potenzen der Windgeschwindigkeit fortschreiten und die Argumente Viel
fache der Windgeschwindigkeit sind. Langjährige Reihen des beim Hochwasser
beobachteten Staus wurden nach diesem Ansatz ausgeglichen. Als weitaus sig
nifikanteste Glieder ergaben sich die, die vom Quadrat der Windgeschwindig
keit und vom einfachen Argument abhängen. Wichtiger als die restlichen Glie
der des Ansatzes erwies sich eine Erweiterung um den Luftdruck in einem addi
tiven Glied und der Temperaturdifferenzen in den Koeffizienten. Am deutlich
sten verbessert wird dadurch die Zeitdifferenz, mit der der Stau dem Wind
folgt.
c) Windstau- und Sturmflutwarndienst - Wie bisher wurde der Dienst un
ter wett erkundlieber Beratung durch das Seewetteramt des Deutschen Wetter
dienstes und unter Beteiligung mehrerer Wissenschaftler der Abteilung Mee
reskunde versehen. Das 1. Programm des Norddeutschen Rundfunks und des West
deutschen Rundfunks verbreiteten regelmäßig die Vorhersage der Hochwasser
stände an der deutschen Nordseeküste, bei Emden, Bremen und Hamburg irn An
schluß an die Nachrichtensendungen um 08.55 Uhr und um 21.30 Uhr. Radio
Bremen brachte auf Mittel- und Ultrakürzwelle die Vorhersagen anschließend
an die Nachrichtensendungen um 0S.3° Uhr und um 22.OÖ Uhr. Im Berichtsjahr
wurde über den Rundfunk 5^mal "SturmflutWarnung” gegeben. Sturmfluten tra
ten häufiger als im Mittel ein (Abb,10 ). In Hamburg wurde die höchste Sturm
flut am 23./2k, Februar (Abb.11 ) seit der Katastrophenflut 19^2 beobachtet,
sie war die zweithöchste seit 100 Jahren. Ein fester Empfängerkreis, dem
nunmehr 326 Behörden und Firmen angehören, erhielt durch Telegramme (im
Hamburger Raum telefonisch) 7235 Warnungen vor Sturmfluten oder niedrigen
Wasserständen. An amtliche und private Stellen waren täglich Auskünfte ver
schiedenster Art für Orte der Nord- und Ostseeküste zu erteilen. Der Aus
kunftsdienst für den Hamburger Raum wird bei Sturmfluten wesentlich entla
stet durch den Fernsprechansagedienst der Deutschen Bundespost, Rufnummer
Hamburg 11 35« Der Geophysikalische Beratungsdienst der Bundeswehr sowie
die Wetterämter Bremen und Schleswig erhielten wie vereinbart fernschrift
lich Warnungen und Vorhersagen.