Aufgaben und Probleme der Nautischen Abteilung
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Zunahme des Transportvolumens und der Schiffsgrößen teilnimmt. Gleichzeitig
wurden neue Antriebsarten und Navigationsverfahren entwickelt; aber trotz
dem gilt für den Seeverkehr immer noch die althergebrachte Grundregel, daß
allein der Kapitän für die Sicherheit des Schiffes und den günstigen Ver
lauf der Reise verantwortlich ist. Auch heute noch sind die meisten Schiffe
Wochen- und monatelang fern von ihrem Basishafen; wenn sie auch in ständi
ger Nachrichtenverbindung mit dem Land stehen und auf dem Funkwege in man
chen Seegebieten Informationen über das Wetter, die Eisverhältnisse und be
sondere Gefahren erhalten, zwingt doch die rechtliche Stellung des Kapitäns
ihn zu selbständigen Entscheidungen, die ihm weder der Reeder noch irgend
eine "Dienststelle" an Land abnehmen kann. Um ihm diese Entscheidungen zu
erleichtern, braucht der Kapitän ausreichende Unterlagen, und zwar möglichst
solche, die ihm auch dann helfen, wenn technische Einrichtungen oder Kommu
nikationsmittel infolge von Störungen oder politischen Spannungen ausfallen,
Zu diesen für die Schiffsführung wichtigen Unterlagen rechnen auch die Oze
anhandbücher und Monatskarten, die den Kapitän bei der Wahl des sichersten
und günstigsten Reiseweges bei transozeanischen Reisen beraten. Die Vorläu
fer der Ozeanhandbücher hießen "Segelhandbücher"; sie waren für die Kapitäne
der Segelschiffe unentbehrlich. Später wurden die "Dampferhandbücher" ge
schaffen, die. in ihrer den heutigen Bedürfnissen angepaßten Form "Ozean
handbücher" genannt werden.
Das DHI hat nach dem Kriege Ozeanhandbücher für den Nordatlantischen,
für den Südatlantischen und für den Indischen Ozean herausgegeben. In ihnen
findet die Schiffsleitung ; nicht nur Angaben über Wind und Wetter, über See
gang und Meeresströmungen, Nebelverbreitung und Eisverhältnisse, sondern vor
allem Empfehlungen für die Wahl des günstigsten Reiseweges. Ergänzt werden
die Ozeanhandbücher durch drei Atlanten, die je 12 "Monatskarten" für den
Nordatlantischen, Südatlantischen und den Indischen Ozean enthalten. Sie
zeigen außer den empfohlenen Schiffswegen in graphischer Darstellung die
monatlichen Mittelwerte der für die Schiffsführung wichtigen meteorologi
schen und ozeanographischen Daten. Eine Neubearbeitung der Monatskarten des
Indischen Ozeans erschien i960 in einem Vierfarbendruck, der wegen seiner
klaren Übersichtlichkeit viel Anklang bei den Benutzern fand. In gleicher
Art wurden 19^7 die Monatskarten für den Nordatlantik nach vollständiger
Neubearbeitung herausgegeben. Unterlagen für Ozeanhandbücher und Monatskar
ten werden von den wissenschaftlichen Fachabteilungen des DHI und dem See
wetteramt geliefert, dafür werden auch die zahlreichen Erfahrungsberichte
der freiwilligen Mitarbeiter zur See verwertet. Diese freiwillige Mitarbeit
wird von der Nautischen Abteilung besonders gefördert; hervorragende Lei
stungen werden durch Buchprämien oder - in besonderen Fällen - durch die
Verleihung der Seewart-Medaille belohnt#