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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
den verworrenen Verlauf dieser Linien ist der Übersichtlichkeit wegen eine
farbige Darstellung gewählt worden, aus der auch die Lage und Ausdehnung der
zahlreichen nachgewiesenen und der störungsverdächtigen Gebiete zu erkennen ist.
Die Auskunfterteilung innerhalb der Behörde, an andere Institute und Privat
personen hat beträchtlich zugenommen; sie erstreckte sich in vielen Fällen auf
die Bearbeitung von Spezialkarten, Berechnung umfangreicher Tabellen der erd
magnetischen Elemente für größere Gebiete, ausführliche Beantwortung der an
geschnittenen P’ragen und Untersuchung der zahlreich eingelaufenen Berichte
über Kompaßstörungen auf See.
Von den am Jahresschluß noch in Vorbereitung befindlichen Arbeiten seien
der Entwurf neuer Linien gleicher Mißweisung für die Monatskarte des Nord
atlantischen Ozeans und die Vorarbeiten für eine neue Weltkarte der Mißweisung
für 1930 erwähnt, die nach den drei großen Ozeanen getrennt in drei Blättern
erscheinen soll.
d) Schiffsmagnetismus und magnetische Kompasse.
Die Abteilung wurde in zahlreichen Fällen zur Beratung oder Begutachtung
der Aufstellung von Kompassen auf Schiffsneubauten in Anspruch genommen.
Eine Reihe von auf See beobachteten Kompaßstörungen wurde untersucht und
aufgeklärt. Zur leichteren Beschaffung der für diesen Zweck erforderlichen
Unterlagen wurde ein von den Schiffen im Bedarfsfälle auszufüllender Frage
bogen ausgearbeitet und herausgegeben. Ein Vorentwurf neuzeitlicher Kompaß
prüfungsvorschriften wurde im Rohbau fertiggestelit; die Einführung neuer
Vorschriften wird aber erst möglich sein, wenn alle in Betracht kommenden
Nebenstellen der Deutschen Seewarte mit den erforderlichen neuzeitlichen Prü
fungsinstrumenten ausgerüstet sein werden.
e) Technische Navigation (Funkpeildienst).
Dieses bisher von der Deutschen Seewarte noch nicht bearbeitete Gebiet ist
der Abteilung im Frühjahr 1929 neu übertragen worden. Mangels geeigneten
Personals mußte sich die Abteilung zunächst auf die Sammlung von Beobachtungs
material beschränken. Später wurde ein allgemeines Schema für Funkpeiltage
bücher, ein Vordruck „Auszug aus dem Funkpeiltagebuch“ sowie ein Merkblatt
„Funkpeilberichte“ entworfen. Diese Drucksachen werden zu Anfang 1930 der
Schiffahrt übergeben werden.
Während des Jahres 1929 gingen Funkpeilberichte ein von den Dampf- bzw.
Motorschiffen „Adolph Woermann“, „Burgenland“, „Lützow“, „Patricia“, „St. Louis“,
„Thuringia“, „Ussukuma“ und „Wangoni“.
f) Schiffslaternen.
Nach Beendigung der Versuche mit neuen Gürtellinsen und Glühlampen
arten ist dem Herrn Reichsverkehrsminister ein Vorschlag für eine neuzeitliche
Verordnung, betreffend die Einrichtung der Positionslaternen und die Abblendung
der Seitenlichter auf Seeschiffen, sowie ein Vorentwurf für eine neue Prüfungs
ordnung für Schiffspositionslaternen unterbreitet worden.
Die vor einigen Jahren erfolgte Zulassung von Glühlampen von 16 HK oder
20 Watt bei einer Netzspannung bis herab zu 12 Volt für die Positionslaternen
der unter Artikel 7 der Seestraßenordnung fallenden Fahrzeuge machte auch bei
den auswärtigen Laternenprüfstellen der Deutschen Seewarte eine Modernisierung
der Prüfungseinrichtungen notwendig, die schrittweise im Rahmen der vorhandenen
Mittel durchgeführt wird.
Zum Ausmessen des Halbmessers von Vollkreis-Gürtellinsen wurde ein nach
den Angaben der Abteilung hergestellter Scherentaster eingeführt. Die Nomo-
gramme zur Berechnung des Bogens und des Halbmessers von Gürtellinsen wurden
neu entworfen.
g) Modell- und Instrumentensammlung.
Für die Instrumentensammlung wurden beschafft: 1 verstellbare Peilvor
richtung, 1 Neigungsmesser für Kompasse, 1 Tangens-Ablenkungs-Apparat, 2 La
ternen für Versuchszwecke, 1 Paulin-Barometer. Den Nebenstellen wurden über