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Seekartenwerk
Seekartenwerk
1. Allgemeines
Die Havarien der Mammut-Tanker "Torrey Canyon" und "Esso-Essen" und
der unaufhaltbare Trend zum Bau immer größerer Schiffe mit einer Trag
fähigkeit von über 200.000 to hat in S-roß-Schiffahrtskreisen die Befürch
tung aufkommen lassen, ob das von den hydrographischen Diensten zur Ver
fügung gestellte Material ausreicht, um eine sichere Navigation dieser
Schiffe zu gewährleisten. Der nautische Inspektor der Shell-Tanker-Flotte,
Kapt. F. Dickson, London, wies im September 1968 darauf bin, daß eine
exaktere Vermessung der Groß-Schiffahrtswege im Kanal, in der Nordsee, im
Persischen Golf, in der Malacca-Straße, im Südchinesischen Meer und in
anderen Teilen der Ozeane erforderlich ist und daß eine Verbesserung in
der Darstellung der Radar-Sichtbarkeit im Küstenbereich angestrebt werden
muß. Die britischen See-Versicherer sind durch wiederholte schwere Unfälle
bei Großtankern beunruhigt und kündigen eine beträchtliche Erhöhung der
See-Versicherungsräten an. Als Begründung geben sie an, daß die Großtanker
Ungenauigkeiten in der Darstellung der Topographie des Meeresbodens.vor
den Küsten in einer Weise enthüllen, die vor der Existenz von Schiffen
dieser Größenordnung nicht feststellbar waren.
Die hydrographischen Dienste versuchen mit einigem Erfolg, diesen
Anforderungen zu genügen. Die Verfahren der Seevermessung werden in vie
len Ländern modernisiert und rationalisiert. Die dabei anfallenden Ver
messungsunterlagen werden von Jahr zu Jahr umfangreicher und wirken sich
in einem immer schneller werdenden Rhythmus von neuen Ausgaben von See
karten aus, wobei die Seekarten der heimischen Gewässer natürlich den
Vorrang erhalten. Seekarten solcher Gebiete, für die keine eigene Vermes
sung vorliegt, werden dadurch zwangsläufig zürückgestellt. Hinzu kommt,
daß die Seekartenwerke zusätzliche Eindrücke vornehmen müssen, wie z.B.
die Kollisionsschutzwege und die Radarlinien.
2. Nautische Kartographie
Dieser immer umfangreicher werdende Strom von Ergebnissen hydro
graphischer Vermessungsunterlagen in- und ausländischer Stellen erschwert
auch die laufende Richtighaltung des deutschen Seekartenwerkes immer mehr.
Mit dem seit 1953 nicht vermehrten Personalbestand ist eine verantwor
tungsvolle Fortführung von fast 1.000 Seekarten in der bisherigen Art
nicht mehr möglich.