Jahresbericht hr. 23/1968
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worden ist, wenigstens die Möglichkeit einer Weiter
entwicklung der meereskundlichen Abteilung des DHI
geschaffen hat. leider sind aus den Vorschlägen des
Gutachtens zur Verstärkung der Leistungsfähigkeit
noch keine hinreichenden Konsequenzen gesogen worden.
Der Bundesminister für Verkehr wird'bestrebt sein,
auch hier im positiven und fördernden Sinne zu wir
ken. Denn ich sehe so die Gefahr, daß wir das, was
wir heute hier vielleicht sparen, in wenigen Jahren
auch durch ein Vielfaches an Aufwendung nicht wieder
werden aufholen können.
Mit Hecht soll die Meereskunde ein Schwerpunkt
gebiet der deutschen Forschung Verden. Hoffen wir im
allgemeinen Interesse, daß dieser gute Vorsatz nicht
nur eine Deklamation bleibt, sondern daß auch die
Haushaltsmittel für seine baldige Verwirklichung be
reitgestellt werden. Mit dem Bundesforschungsminister
und den anderen Fachressorts sind wir für eine solche
Entwicklung tätig.
Wenn ich Ihnen hier nur einen Überblick über die
wichtigsten Aufgaben des DHI gegeben bind dabei z.B.
den nautischen Funkdienst und die Leuchtfeuerver-
zeichnisse, die Vertretung der Bundesrepublik Deutsch
land im Internationalen Hydrographischen Büro und in
der Zwischenstaatlichen Oaeanographischen Kommission,
der UNESCO durch das DHI nicht einmal erwähnt habe,,
so sollen die nichtgenannten Arbeitsgebiete keines
wegs gering geschätzt werden. Auch sie sind für die
Schiffahrt unentbehrlich. Heute, anläßlich des tOQjah-
rigen Jubiläums, allen Mitarbeitern des DHI, an ih
rer Spitze dem Fräsidenten Prof.Dr.Holl für ihre Ar
beit im Dienste der Schiffahrt, der Fischerei, der
Wissenschaft und der Allgemeinheit, für die Arbeit,
die den Ruf dieses Instituts begründet hat und trägt,
herzlichst zu danken, ist eine Aufgabe, die ich mit
Freude erfülle.
Die ersten 100 Jahre, die das DHI nun vollendet
hat, umfassen einen Wechselvollen Abschnitt deutscher
Seeschiffahrt. In den 60er Jahren des vorigen Jahr
hunderts bildeten die zunächst noch unter verschie
denen Flaggen fahrenden deutschen Handelsschiffe be
reits die drittgrößte Flotte, der Welt. Die sich da
mals anbahnende Entwicklung zum Dampfschiff, die be
ginnende Ausnutzung der Wissenschaft für Navigation,
Schiffssicherheit und wirtschaftlichen Nutzen in_der
Seeschiffahrt stellten die für die Schiffahrt täti
gen öffentlichen Dienste vor Aufgaben ungeahnten Aus
maßes.
Wir sehen uns heute in einer ähnlichen Situation.
Ein unerbittlicher Wettbewerb auf dem Weltmarkt
zwingt die Schiffahrt, Wissenschaft und Technik in
immer stärkerem Maße zu nutzen. Die Entwicklung zum
immer größeren, schnelleren und immer mehr speziali
sierten Schiff und. dessen Nutzung für schnelle Rei
sen bei kürzesten Hafenliegezeiten stellt nicht nur
an die Besatzung, sondern auch an die öffentlichen
Dienste der Schiffahrt, insbesondere an das DHI, im
mer neue Aufgaben. Wir wissen, daß das DHI in enger
Zusammenarbeit mit der Praxis diesen Aufgaben bisher
gerecht geworden ist. Möchten ihm in Zukunft immer
die Menschen und finanziellen Mittel zur Verfügung
stehen, daß es auch im zweiten Jahrhundert seines Be
stehens im engsten Einvernehmen mit den Schiffsfuh-
rungen, der Wissenschaft und der Administration sei
ne Aufgaben lösen kann.-.
Ich möchte meine Ausführungen nicht schließen,
ohne auch die anderen beiden Jubilare, den Deutschen
Nautischen Verein von 1868 und den Nautischen Verein
zu Hamburg, zum hundertjährigen Bestehen herzlichst
zu beglückwünschen. Die deutschen nautischen Vereine
verdanken ihre Entstehung der Erkenntnis, daß die
deutsche Seeschiffahrt nicht nur ein Teil der priva
ten Wirtschaft, sondern für das allgemeine- Wohl un
entbehrlich ist»
Die Arbeit der nautischen Vereine beweist, daß
sie keine Vereinigungen von Interessenvertretern
sind, sondern die Anliegen der Seeschiffahrt aus der
Sicht der Küste einer breiten Öffentlichkeit ver
ständlich machen wollen.
Gerade das Bundesverkehrsministeriua weiß diese
Arbeit zu schätzen und hat in der Vergangenheit manch
wertvolle Anregungen von den nautischen Vereinen er
halten. Mit meinem Dank hierfür verbinde ich die Hoff
nung auf eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit zum
Nutzen der deutschen Seeschiffahrt.