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Gesamtansatz (Kap.2.1.4) und die beiden hydrodynamischen Modelle, das Wasserstands- und
das Staumodell (Kap.2.1.5). Der Gesamtansatz (Gleichung [2.1]) wurde mit Hilfe der im
Anhang angegebenen Koeffizienten implementiert. Daraus wurden der Darstellungs- und der
Vorhersagefehler dieses statistischen Verfahrens berechnet (Kap.2.4.4). Der Vorhersagefehler
des hydrodynamischen Wasserstandsmodells wurde aus Wasserstandsvorhersagen dieses
Modells berechnet, die vom BSH für Hoch- und Niedrigwasser persönlich mitgeteilt wurden.
Der Vorhersagefehler des hydrodynamischen Staumodells wurde nicht berechnet, sondern für
Hoch- und Niedrigwasser vom BSH direkt persönlich mitgeteilt.
Zusätzlich zu diesen beiden Verfahren wurde das K-Nearest-Neighbor-Verfahren im
plementiert. Es wurden K = 1 und ein quadratisches Ähnlichkeitsmaß (die euklidische
Distanz) gewählt, wodurch die Analogie zu den verwendeten neuronalen Netzen optimal
wurde (Kohonen-Netze, siehe Kap.3.3.3, Kap.3.6 und Kap.4.3.3). Zweitens wurde noch das
simpelste aller Modelle, das der Persistenz, implementiert. Das Persistenzmodell ließ sich nur
auf die univariaten Zeitmuster anwenden. Der letzte Zeitpunkt des entsprechenden Indika
tionszeitraums wurde als Vorhersage für alle Zeitpunkte des entsprechenden Prognose
zeitraums gewählt. Im Gegensatz zu periodischen Vorgängen bietet das Persistenzmodell bei
stochastischen Vorgängen einen durchaus sinnvollen Vergleich. Prinzipiell wird der Wasser
stand verglichen. Bei manchen Modellen läuft der Vergleich aber auf einen Vergleich des
Staus selbst hinaus, da sich in diesen Fällen die Gezeitenvorausberechnungen gegenseitig
aufheben (beim Gesamtansatz, beim K-Nearest-Neighbor-Verfahren, beim Persistenz-Modell
und bei den neuronalen Netzen).
Das sechste "Modell", das den Vergleichsmaßstab abrundet, sind die mündlichen Vorher
sagen des Wasserstandsvorhersagedienstes. Die mündlichen Vorhersagen hängen von der
Erfahrung des jeweiligen diensttuenden Wissenschaftlers ab und werden für jedes Hoch
wasser mitprotokolliert. Es wurden und werden die Abweichungen vom mittleren Hoch- und
Niedrigwasser vorhergesagt, d.h. an die betreffenden Stellen (Kap.l ) verbreitet. Die Abwei
chungen sind nicht nur meteorologisch, sondern auch astronomisch bedingt (z.B. durch den
Spring-/Nipptidezyklus). D.h. sie entsprechen nicht dem Stau, enthalten ihn aber. Um den
vorhergesagten Wasserstand zu erhalten und damit den Vergleich mit den anderen Modellen
zu ermöglichen, wird daher das mittlere Hochwasser auf die Abweichungen addiert.
Der Forderung nach einem unabhängigen Vergleichsmaßstab kann der Dienst aber nicht
ganz gerecht werden, da er die ersten beiden Verfahren (den Gesamtansatz in Form von
Windstautabellen und das hydrodynamische Wasserstandsmodell) für die Erstellung seiner
Vorhersagen mit benutzt. Die protokollierten Vorhersagen des Wasserstandsvorhersage
dienstes werden trotzdem im Vergleichsmaßstab mit verwendet, da sie im Vergleich mit allen
anderen Modellen am genauesten sind, d.h. den kleinsten Vorhersagefehler besitzen. In
diesem Sinne sind die Vorhersagen des Wasserstandsvorhersagedienstes die größte "Hürde",
die die neuronalen Netze zu überwinden haben.
2.4.2. Vorhersageort
Die Vorhersage des Wasserstandsvorhersagedienstes geschieht prinzipiell für die gesamte
deutsche Nordseeküste, d.h. die Deutsche Bucht. Wichtige Vorhersageorte sind z.B. Cuxha
ven an der Mündung der Elbe. Büsum und Husum an der Westküste Schleswig-Holsteins und
Borkum an der Nordküste Niedersachsens. Vorhersagen werden aber auch z.B. für Hamburg,
Bremen und Emden durchgeführt. Die Städte liegen zwar nicht an der Nordseeküste, sind
aber aufgrund ihrer Häfen auf Wasserstandsvorhersagen angewiesen. Der Stau bei Cuxhaven
ist am repräsentativsten für die gesamte deutsche Nordseeküste. Cuxhaven liegt nicht nur