Abfallbeseitigung
lien verarbeitet wird, fallen beim sogenannten
Sulfatverfahren Abfälle an, die in großen Mengen
bis Ende 1989 mit Erlaubnis des DHI in die Hohe
See eingebracht wurden.
Beim Sulfatverfahren werden die titanhalti
gen Rohstoffe (llmenit, Titanschlacke) zunächst
mit Schwefelsäure aufgeschlossen. Als Abfälle
entstehen dabei Dünnsäure, das ist eine etwa
20%ige Schwefelsäure, in der verschiedene
Metalle enthalten sind, weiterhin mineralische
Rückstände (Gangart), die sich bei der Behand
lung der Roherze mit Schwefelsäure als unlöslich
erwiesen haben sowie, je nach Art des Rohstof
fes, sogenanntes Grünsalz (kristallines Eisensul
fat).
■ Einbringungsgebiete und Abfallmengen
Abfälle aus der Titandioxid-Herstellung
wurden bereits lange vor Inkrafttreten des HSEG
auf See beseitigt. So wurden seit 1963 deutsche
Abfälle in Gebieten etwa 20 Seemeilen nordwest
lich von Hoek van Holland vor der niederländi
schen Küste und zudem seit 1969 etwa 10 See
meilen nordwestlich von Helgoland eingebracht.
In Abb. 26 sind die in den Jahren 1978 bis 1989
eingebrachten Dünnsäuremengen aus der Titan-
dioxid-Herstellung dargestellt. Es wird darauf hin
gewiesen, daß die Verringerung der Menge der
Firma Kronos-Titan, Nordenham, im Jahre 1982
zurückzuführen ist auf eine Erhöhung der Säure
konzentration von ursprünglich etwa 10% auf
rund 20%, herbeigeführt durch eine Reduzierung
des Wasseranteils.
In den Tabellen 1 bis 4 sind die durch die
Einbringung in die Nordsee eingetragenen Abfall
mengen mit der anteiligen Schwefelsäuremenge
sowie den Metallfrachten für die Jahre 1978 bis
1989 zusammengestellt.
■ Beendigung der Einbringung
Erstmalig wurde 1980 die Besorgnis geäu
ßert, daß das Einbringen von Abfällen aus der
Titandioxid-Herstellung die Meeresumwelt schä
digen könnte.
Die Annahme einer Besorgnis wurde
begründet mit Untersuchungsergebnissen der
Bundesforschungsanstait für Fischerei (BfA),
nach denen im Einbringungsgebiet bei Helgoland
im Vergleich zu anderen Gebieten in der Nordsee
erhöhte Krankheitsraten bei der Kliesche, einem
Plattfisch, festgestellt wurden. Diese Untersu
chungsergebnisse wurden als Indiz dafür gewer
tet, daß die Einbringung von Abfällen aus der
Titandioxid-Herstellung ursächlich an der im Ein
bringungsgebiet beobachteten vergleichsweise
höheren Krankheitsrate beteiligt sein könnte.
Auch aus heutiger Sicht ist die damalige Ent
scheidung des DHI für eine Besorgnis richtig
gewesen. Spätere Untersuchungen haben zwar
auch keine zweifelsfreien Kausalzusammen
hänge zwischen biologischen Veränderungen
und der Dünnsäureeinbringung erbracht, legen
aber eine derartige Vermutung sehr nahe. Insbe
sondere machen neuere holländische Untersu
chungsergebnisse einen Kausalzusammenhang
wahrscheinlicher. Auch im Einbringungsgebiet
vor der niederländischen Küste, das sich u. a. von
dem Gebiet bei Helgoland durch andere Strö
mungsverhältnisse und biologische Merkmale
unterscheidet, wurde nun in einem langjährigen
Untersuchungsprogramm festgestellt, daß biolo
gische Veränderungen aufgetreten sind, die
durch die Abfalleinbringung hervorgerufen sein
könnten.