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1. Hydrographie
In der Ostsee, so auch in den Küstengewässern der Deutschen Demokratischen Repu
blik, werden seit über 100 Jahren Tiefenmessungen durchgeführt, so daß die Tiefen
verhältnisse und stellenweise auch der Trend ihrer Veränderungen im allgemeinen
recht gut bekannt sind. Trotz dieses relativ hohen Grades der hydrographischen Erfor
schung zwingt die See alle Anliegerstaaten zur regelmäßigen Verpeilung der Küsten
gewässer, denn durch das ständige Wirken ihrer zerstörenden und aufbauenden Kraft
ruft sie Veränderungen im Relief des Meeresbodens hervor, die zu ernsten Hinder
nissen für die Schiffahrt werden können.
Als nach dem zweiten Weltkrieg die Schiffahrt in unseren Küstengewässern allmäh
lich wieder aufgenommen wurde und der Aufbau einer eigenen Fischerei- und
Handelsflotte begann, standen diesen Aktivisten der ersten Stunde nur Seekarten zur
Verfügung, deren Grundlage teilweise noch Vermessungen aus der Zeit vor dem ersten
Weltkrieg waren. Daraus erwuchs dem Seehydrographischen Dienst der DDR mit
seiner Gründung die Aufgabe, als eine Voraussetzung für die Gewährleistung der
nautischen Sicherheit der Schiffahrt sofort in den Küstengewässern unserer Republik
die hydrographischen Arbeiten zu beginnen.
1.1. Die nautischen Lagefestpunkte
Entsprechend den jeweiligen Forderungen und den technischen Möglichkeiten des
Seehydrographischen Dienstes der DDR kann man die Arbeiten zur Schaffung der
geodätischen Grundlage für die Durchführung der hydrographischen Aufgaben in ver
schiedene Etappen unterteilen.
In der ersten Etappe, in den Jahren 1950 bis 1957, wurden die Grundlagen für das
nautische Punktfeld geschaffen. Entsprechend den Forderungen der Seekartographie
nach Ausgangsmaterial für die eigene Seekartenproduktion wurde in dieser Zeit
ergänzend zur Seevermessung die topographische Aufnahme eines Streifens von etwa
200 m Breite entlang den Außen- und Boddenküsten der DDR im Maßstab 1:10 000
nach der Methode der Zahlentachymetrie durchgeführt. In Übereinstimmung mit der
vorhandenen Technik und den gewählten Messungsverfahren wurden dabei Seitenlän
gen von etwa 150 m und Zugiängen von etwa 2 km als Maxima für die Tachymeterzüge
festgelegt. Durch diese maximalen Zuglängen machten sich trigonometrische Punkt
einschaltungen erforderlich. Diese Neupunkte wurden im Unterschied zu den trigono
metrischen Punkten (TP) als nautische Punkte (NP) bezeichnet, bei denen ent
sprechend dem Zweck, dem Maßstab und dem Verfahren der Aufnahme von einer
Ausgleichung abgesehen wurde. Zur Absicherung gegen grobe Beobachtungsfehler
wurden Uberbestimmungen ausgeführt, die die Berechnung der Koordinaten nach
mehreren Kombinationen ermöglichten. In dieser Zeit wurden etwa 200 Punkte dieser
Art bestimmt und dauerhaft vermarkt.
In den darauffolgenden zehn Jahren, die man auch als die zweite Etappe der geodäti
schen Arbeiten des Seehydrographischen Dienstes der DDR bezeichnen kann, wurden
Aufgaben zur Verdichtung und Qualitätsverbesserung der geodätischen Grundlagen
gelöst. Die Tatsache, daß die Herkunft der Koordinaten zahlreicher landfester See
zeichen nicht belegt war, zahlreiche Punktverluste durch Küstenrückgang oder durch
andere Ursachen eingetreten waren, die Notwendigkeit, in den Häfen und an den