Technische Schiffssicherheit
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Durch diese starre Koppelung folgt die Koppelposition ständig der Position, die
überwacht werden soll, und damit auch den Unregelmäßigkeiten, die entdeckt
werden sollen. Ebenfalls als ungeeignet stellte sich eine in längeren, aber festen
Zeitabständen automatisch vorgenommene Aufdatierung der Koppelposition her
aus. Es läßt sich nicht sicherstellen, daß jeweils zum Zeitpunkt der Aufdatierung
eine mängelfreie Position des Funknavigationsverfahrens vorliegt.
Also ist eine automatische Aufdatierung mit der Aufgabe als Vergleichs- und Über
wachungsverfahren nicht zu vereinbaren. Die Entscheidung muß an den WO zu
rückgegeben werden, womit sich die Frage nach Entscheidungshilfen für den WO
aufwirft. Als einfachstes Kriterium bot sich der Abstand der Positionen aus Funk-
und Koppelnavigationsverfahren an, da mit steigendem Abstand das Koppelverfah
ren seine Aufgabe immer weniger erfüllen kann. Überschreitet der Abstand der
Positionen eine vorgegebene Größe, wäre der WO zu warnen, damit er aktiv werden
kann.
Aus physikalischen Gründen ist es nicht möglich anzugeben, ob zu diesem Zeit
punkt die Position des Funk- oder die des Koppelverfahrens die wahre oder die der
wahren Schifisposition nächstgelege Position ist. Hier kann nur die Erfahrung des
WO weiterhelfen. Unter Erfahrung ist sowohl die Langzeiterfahrung als auch die
Kurzzeiterfahrung aus den letzten Stunden der laufenden Seereise zu verstehen.
Für die Kurzzeiterfahrung könnte ein Video-Plotter unter der Voraussetzung eine
gute Hilfe sein, daß auf dem Plotter mindestens
- die Sollbahn,
- die Position des den Regelprozeß führenden Funknavigationsverfahrens und
- die Position des überwachenden Navigationsverfahrens
darstellbar wäre. Darüberhinaus wäre die Darstellung der verschiedenen Tole
ranzgrenzen sehr zweckmäßig.
Anhand dieser graphischen Darstellung hätte der WO einen ständigen, leicht inter
pretierbaren Überblick über die Entwicklung der beiden Navigationsverfahren, er
könnte den Zeitpunkt zum Eingreifen abschätzen. Außerdem ließen sich die zu
ergreifenden Maßnahmen aus der kontinuierlich aufgezeichneten Entwicklung ab
leiten.
Die vorstehend dargelegten Untersuchungen mit ihren Ergebnissen gehen von den
augenblicklichen navigatorischen Gegebenheiten aus. Sie lassen keinen Schluß
auf die Zeit nach voller Betriebsfähigkeit des GPS-NAVSTAR-Verfahrens zu. Unsere
bisherigen Erfahrungen mit GPS zeigen, daß man wohl nicht davon ausgehen
sollte, GPS oder die dafür angebotenen Navigationsanlagen ohne zusätzliche Ver
gleichs- und Überwachungsverfahren für die Bahnführung verwenden zu können.
2.3.2.4 Grenzen der automatischen Decca-Navigationsanlagen
Mit der Entwicklung rechnergestützter Decca-Navigationsanlagen Anfang der acht
ziger Jahre konnten zusätzlich zur reinen Ortsbestimmung eine Reihe anderer
nautischer Aufgaben in die Anlagen einbezogen werden. So ist es heute selbstver
ständlich, Informationen wie z.B. Geschwindigkeit und Kurs über Grund - aus den
Werten der Ortsbestimmung - zu erhalten. Eine große Hilfe für die Navigation ist
es auch, Zielpunkte einzugeben und sie zur Unterstützung der Navigation verarbei
ten zu können.
Derartige neue Funktionen führten auch zu Veränderungen der Prüfungs- und
Zulassungsvoraussetzungen für automatische Decca-Navigationsanlagen.