Meereskunde
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2.2.4.2 Meßsysteme und -methoden, Meßnetz-Neuentwicklungen
Systeme:
Das Konzept für eine neue Generation des Schleppmeßsystems „Delphin“ mit er
heblich verbesserter zeitlicher Auflösung der Meßfühler wurde in Zusammenarbeit
mit der Firma Salzgitter Elektronik, Kiel, optimiert und diente als Grundlage für
die Einwerbung eines kompletten Meßsystems in den Haushalt 1990.
Mit den gegenwärtig eingesetzten „Delphin“-Systemen wurden neben den hydro
graphischen Routinemessungen auf 5 Forschungsfahrten mit den Schiffen FS
„Gauß“, VWFS „Atair“ und FS „Valdivia“ Neuentwicklungen erprobt, die in das
neue System übernommen werden sollen. Dabei erwies sich eine Ruderlagenan
zeige als noch nicht ausgereift. Die versuchsweise Zusammenführung der „Del-
phin“-Meßdaten mit Positions-Daten des Schiffes online auf einem Magnetband
war auch unter praktischen Einsatzbedingungen erfolgreich. Bei dieser Gelegen
heit wurde auch die Brauchbarkeit eines mobilen, preisgünstigen Decca-Navigators
nachgewiesen, der auf Schiffen ohne geeignete Navigationsdaten-Schnittstellen
eingesetzt werden soll.
Ferner wurde das „Delphin“-System erstmalig erfolgreich als Geräteträger für ein
In-situ-Fluorometer für Erdölkohlenwasserstoffe eingesetzt und damit die Möglich
keit zur wesentlich effizienteren Überwachung des Meerwassers auf diese Stoff
gruppe gegeben.
Erstmalig wurden CTD-Sonden der Firma Sensoren-Instrumente-Systeme (SIS) im
Feldeinsatz getestet. Diese Sonden in der für maximal 100 m Wassertiefe ausgeleg
ten Version sind batteriebetrieben mit interner Datenaufzeichnung und können
gegebenfalls von Hand an einem Kunststoffseil eingesetzt werden. Sie sind vorgese
hen u.a. für Vergleichsmessungen an Meßnetzstationen auf unterschiedlichen Ge
räteträgern und für Ad-hoc-Einsätze auf kleineren Schiffen. Die Handhabbarkeit
der Sonden erfüllte die Erwartungen, näher untersucht werden müssen jedoch
gewisse Instabilitäten der Leitfähigkeitssensoren.
Ein in Zusammenarbeit mit der Universität Hamburg im Vorjahr entwickelter
automatischer Titrierstand zur Bestimmung des Sauerstoffgehaltes im Meerwasser
mit Prozeßsteuerung durch einen PC wurde im praktischen Seebetrieb bei der
Bearbeitung von 150 Schöpferproben erfolgreich getestet.
Für die Erfassung der meteorologischen und ozeanographischen Daten der schifis
festen Meßeinrichtungen auf FS „Gauß“ wurde ein eigenständiger PC HP 310 be
schafft und programmiert. Der Rechner soll störanfällig gewordene Systemkompo
nenten des Schifferechners HP 1000 ersetzen.
Systemplanungsarbeiten für den Bordrechner der Abteilung „Meereskunde“ und
den Gravitationsrechner des Observatoriums Wingst wurden unterstützt.
Meßnetz:
Die Meßnetzstationen auf dem Leuchtturm Kiel und der Großtonne Fehmambelt
wurden routinemäßig weiterbetrieben.
Die 1986 nach Hamburg verholte Meßboje NSBII wurde von der Werft instandge
setzt. Das ursprüngliche Treibstoffversorgungssystem mit im Unterwassertank auf
Seewasser schwimmendem Treibstoff wurde zugunsten höherer Funktionssicher
heit und geringeren Wartungsbedarfe unter Reduzierung der Treibstoffkapazität
geändert und vollständig in den Bereich des Meß- und Energieerzeugungscontai
ners verlegt.