Meereskunde
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her manuell angefertigten Temperaturkarte zu einer stärker computergestützten
Aufbereitung der über verschiedene Kanäle einlaufenden Daten wurde abgeschlos
sen.
2.2.2.2 Eisdienst
Der Winter 1987/88 war an der deutschen Nordseeküste eisarm - Eis trat einige
Tage lang im Hafen Tönning auf an der westlichen Ostseeküste sogar eisfrei. In
der bis 1896/97 zurückreichenden Beobachtungsreihe wird der Winter 1987/88
nur vom Winter 1897/98, der im ganzen Küstengebiet eisfrei war, unterboten, ln
den Meerbusen des Ostseeraumes war jedoch der Winter fast normal.
Vom 26. November 1987 bis zum 24. Mai 1988 wurden 121 Eisberichte und 42
Eiskarten herausgegeben und 123 telefonische Auskünfte erteilt. Das Seewetteramt
erhielt für Bildfunksendungen 33 Eiskarten vom Neufundlandbankgebiet.
Zahlreiche amerikanische und norwegische Eiskarten und Berichte von den arkti
schen und antarktischen Gewässern wurden überarbeitet und per Telekopierer via
INMARSAT zur Beratung direkt an deutsche Forschungsschiffe weitergegeben oder
über Norddeich-Radio abgesetzt.
Der Austausch von Eismeldungen mit den von der Vereisung betroffenen Anlieger
staaten der Nord- und Ostsee verlief reibungslos. Das Seewetteramt beriet in
gewohnter Weise den Eisdienst meteorologisch.
In die Eisdatenbank wurden folgende Eisbeobachtungen übernommen: von der
norddeutschen Küste die Winter 1941/42 bis 1944/45 und 1987/88, von der polni
schen Küste die Winter 1954/55 bis 1980/81 und 1987/88. Der Bestand an Eisdaten
umfaßt jetzt 47 Winter vom norddeutschen Küstengebiet, 33 Winter von der meck
lenburgischen Küste und 34 Winter von der polnischen Küste.
Für die zur Veröffentlichung vorgesehene Zusammenstellung der Angaben über
Eisdicke und -bedeckungsgrad im norddeutschen Küstengebiet aus der Zeit seit
1954 ist die Datenkontrolle abgeschlossen; ein statistisches Auswerteprogramm
wurde implementiert.
Für die eisklimatologische Bearbeitung der westüchen Ostsee wurden anhand
einer verbesserten Regressionsgleichung die Eismengen der Winter von 1897 bis
1940 neu bestimmt. Die Häufigkeitsverteilung der Eismengen von 1897 bis heute
wird durch eine aus einer B-Splinedarstellung der kumulativen Häufigkeit gewon
nenen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion beschrieben.
Das Ziel eines kürzlich in Angriff genommenen Projekts ist die Entwicklung und
Anpassung von DV-Verfahren für die Inbetriebnahme einer Graphikstation, auf der
zukünftig die in realtime bearbeiteten Eiskarten des DHI konstruiert und für
spätere statistische Auswertungen archiviert werden sollen. Es wird zunächst ein
menügesteuertes Programmsystem zur digitalen Herstellung der Eiskarten entwik-
kelt.
Für die Auswertung und kartographische Umsetzung von Eisdaten der Wettersatel
liten lieferte die DFVLR verschiedene Bildverarbeitungsalgorithmen zur Heraushe
bung einzelner Eisparameter. Damit ließen sich kleine Datenmengen (Bildaus
schnitte) von der westlichen Ostsee auf dem Graphikterminal des DHI zufrieden
stellend bearbeiten.
Das DHI koordinierte die Beteiligung an einem finnisch-schwedischen Experiment
im Bottnischen Meerbusen, das der Bewertung der vom Flugzeug aus angestellten
Radaraufnahmen der Eisbedeckung anhand von Bodenmessungen diente. Der
Vergleich der Eisverhältnisse mit den in Kanada - für das Projekt „Remote Sensing
of Sea Ice“ der deutsch-kanadischen Zusammenarbeit - aus Satellitenmessungen