Meereskunde
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Das Scientific Committee for the Global Investigation of Pollution in the Marine
Environment (GIPME) der Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC)
plant eine Baseline Studie über die Konzentration von schädlichen Schwermetal
len in den wichtigsten Wasserkörpern und Oberflächenströmungssystemen des
Atlantischen Ozeans. Während des zweiten Fahrtabschnitts (Las Palmas bis Dakar)
der Reise Nr. 6 des FS „Meteor“ wurden auf einem Schnitt quer zum Kanaren-
Strom der Nordatlantischen Zirkulation vor der Küste Westafrikas Proben für die
Spurenanalytik auf Schwermetalle entnommen. Ein Teil konnte mit der Invers-
Voltammetrie auf Blei und Cadmium an Bord analysiert werden; die Ergebnisse
von zwei Stationen zeigt Abbildung 17. Die Untersuchung bildet einen deutschen
Beitrag zum Segment 2 der Baseline Studie, das die Charakterisierung von Ober
flächenwasser-Strömungssystemen durch küstennormale Schnitte zum Ziel hat.
Vom 28. September bis 9. Oktober fand der vom BMFT geförderte erste Workshop
in deutsch-argentinischer Zusammenarbeit über Gewässerverschmutzung (Taller
„Contaminación de Aguas“) an der National-Universität statt. Das DHI hielt acht
Vorlesungen zu verschiedenen Problembereächen der Meeresverschmutzung.
Bei der Filtration von Meerwasserproben aus der offenen See traten bei niedriger
Schwermetallkonzentration und geringem Schwebstoffgehalt immer wieder Kon
taminationen auf, die die Ergebnisse verfälschten. Durch Vergabe, Betreuung und
Unterstützung einer Diplomarbeit im Fachbereich Chemie-Ingenieurwesen der
Fachhochschule Hamburg konnte dieses Thema nun mit Erfolg bearbeitet werden.
2.2.3.2 Radioaktivität des Meeres
Allgemeines:
Die Überwachung radioaktiver Substanzen in Nord- und Ostsee wurde 1987 so
wohl großräumig als auch im Küstenbereich fortgesetzt. Ziel hierbei war es, die
Veränderung der Kontamination des Meeres einerseits durch die europäischen
Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague (Frankreich) und Sellafield (Großbritan
nien), andererseits durch den Reaktorunfall von Tschernobyl 1986 in Nord- und
Ostsee zu verfolgen. Die Überwachung bezog sich auf das Wasser, den Schwebstoff
und das Sediment. Für die Untersuchung des Wassers dienten besonders die
Nuklide Cs 134, Cs 137, Sr 90, Tritium, Pu 239/240, Pu 238 und Am 241 als Leitnu
klide zur Verfolgung der verschiedenen Kontaminationen des Meerwassers
(Abb. 18). Schwebstoff und Sediment wurden nur gammaspektrometrisch analy
siert.
Wie sich bereits 1986 andeutete, ging die Kontamination der Nordsee durch die
„Tschernobyl-Nuklide“ erheblich rascher zurück als die der Ostsee.
Die Kontamination der Ostsee mit künstlichen Radionukliden war in den Vorjahren
hauptsächlich durch die atmosphärischen Kernwaffentests der sechziger Jahre
bestimmt. Nach dem Unfall von Tschernobyl hat sich das Inventar der Ostsee an
künstlichen Radionukliden drastisch erhöht. Dieser Eintrag wird in der Ostsee
über längere Zeit verbleiben, da der Wasseraustausch mit den offenen Wassermas
sen des Nordatlantiks durch die Beltsee stark eingeschränkt ist. Dementsprechend
ging die Kontamination der Ostsee durch den Reaktorunfall erheblich langsamer
zurück. Der Schwerpunkt des Fallout lag jedoch in der nördlichen Ostsee.
Küstengewässer:
Auf den Feuer schiffen „Borkumriff 1 und „Elbe 1“ wurden weiterhin monatlich
Wasserproben entnommen und auf ihren Gehalt an Cs 137 und Sr 90 untersucht.