Meereskunde
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Im Untersuchungsgebiet wurden sechs Telemetriebojen zur Messung des See
gangs verankert, ihre Daten an Bord von FS „Meteor" auf gezeichnet. Die Aufbe
reitung der Daten ist abgeschlossen, ein Magnetband mit 718 Seegangsspektren
wurde dem Deutschen Ozeanographischen Datenzentrum (DOD) übergeben. Die
wissenschaftliche Auswertung steht noch bevor, sie soll in Zusammenarbeit mit
dem Institut für Meereskunde, Kiel, erfolgen.
, 2.2.1.5.2 MARSEN 1979; Jahr der Deutschen Bucht
Das Hauptziel des „Maritime Remote Sensing Experiments" (MARSEN) war die
Erforschung des Zusammenwirkens von Wind, Seegang und Strömungen in den
küstennahen Gebieten eines Schelfmeeres. Hauptsächlich sollte die Bedeutung
des Wellenstaus (wave set up) und der seegangsinduzierten Strömungen bei
Sturmflutlagen untersucht werden. Die Ergebnisse werden für die Entwicklung
eines kombinierten numerischen Seegangs-Strömungs-Sturmflutmodells benö
tigt, das die Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Feldern und der varia
blen Bodentopographie z. B. der Deutschen Bucht berücksichtigt. Für diese Unter
suchungen werden hauptsächlich gleichzeitige Messungen des Seegangs, der
Strömungen und der Wasserstände entlang der Küste benötigt. Die MARSEN-
Messungen paßten sich daher zwanglos in das Meßprogramm des .Jahres der
Deutschen Bucht“ ein.
Eine weitere wesentliche Aufgabe des MARSEN-Experiments war die Erprobung
und Eichung von Fernerkundungsmethoden zur Messung des Seegangsfeldes
und der küstennahen Strömungssysteme. Hier wurden zum ersten Mal von der
Küste aus messende Hochfrequenz-Radarsysteme zur flächenhaften Erfassung
des Wellen- und Strömungsfeldes angewendet und außerdem Mikrowellen-Ra-
dar-Systeme (SAR) von Flugzeugen eingesetzt. Der instrumentelle und personelle
Einsatz war beträchtlich. Es nahmen über 100 Wissenschaftler und Techniker aus
8 Ländern teil.
Das DHI war von August bis Dezember an dem Experiment beteiligt. Es wurden
mehrere Waverider-Bojen sowie zwei Pitch-and-Roll-Bojen und das Meßfeld bei
Station 8 zur Messung der Richtungsspektren des Seegangs erfolgreich einge
setzt. Diese Messungen sind besonders wichtig für die spätere Verifikation der
Modellberechnungen und als „sea truth"-Vergleich für die Erprobung der Fern
meßsysteme. Außerdem beteiligte sich das DHI mit einer zur Küste gestaffelten
Anordnung von Wasserstandsmeßgeräten zur Erfassung des Wellenstaus. Zusam
men mit der University of Washington wurde der Einfluß der Wellen auf den
Windschubkoeffizienten gemessen.
2.2.1.5.3 Seegangsvorhersageverfahren
In Zusammenarbeit mit dem Seewetteramt, Hamburg, und dem Sonderfor
schungsbereich 94, bzw. dem Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg,
wurde das Tiefwasser-Seegangsberechnungsmodell zum ersten Mal im „Hind-
cast'-Verfahren für ein Gutachten angewendet. Für die Seeamtsverhandlung zum
Untergang des deutschen LASH-Schiffes „München" wurde aus den bekannten
Windbedingungen vor und zum Zeitpunkt des Unglücks die zeitliche und räumli
che Entwicklung des Seegangsfeldes im Gebiet nördlich der Azoren rekon