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31./32. Jahresbericht des Deutschen. Hydrographischen Instituts 1976/77
Irrt September 1977 fand südlich von Gotland das internationale „Baltic
Open Sea Experiment (BOSEX '7 7)" statt. Diese von ICES*) und
SCOR**) koordinierte Unternehmung hatte das Ziel, den Transport von Schad
stoffen und natürlichen Stoffen in der offenen Ostsee zu erfassen. Außerdem
sollte die Weitergabe von Schadstoffen in der Nahrungskette untersucht werden.
Besonderer Wert wurde auf den vertikalen Stoffaustausch gelegt, der durch die
haline Schichtung der Ostsee und im Sommer zusätzlich durch die thermische
Schichtung stark behindert wird. An Bord des VFS „Gauß" wurden Temperatur,
Salzgehalt, Sauerstoff, pH-Wert und Alkalinität gemessen. Außerdem wurde
eine größere Zahl von Proben zur Bestimmung von Schwermetallen und chlorier
ten Kohlenwasserstoffen genommen.
2.3.6.3 Überwachung der Sauerstoff-Konzentration und des pH-Wertes in der
westlichen Ostsee
Im Wasser der Ostsee tritt immer wieder, vor allem in den Sommermonaten,
bedrohlicher Sauerstoffmangel auf. Dabei kann es zu Massensterben
von Fischen und anderen Meeresorganismen kommen. Als weitere Folge entsteht
in den tieferen Schichten der Ostsee Schwefelwasserstoff, der ein
äußerst starkes Gift für alle Organismen darstellt. Im August 1976 wurde mit
dem VFS „Gauß" auf 22 Überwachungsstationen die vertikale Verteilung des
Sauerstoffs bestimmt und Temperatur, Salzgehalt und pH-Wert gemessen.
Die Untersuchungen ergaben besonders niedrige Sauerstoff- und pH-Werte in der
Eckernförder Bucht, am Ausgang der Kieler Förde und in der Lübecker Bucht. Im
Tiefenwasser der Eckernförder Bucht lag der Sauerstoffgehalt bei 1,14 ml/1 (ent
spricht 16,9% der Sättigungskonzentration), der pH-Wert bei 7,46 (Normalwert:
8,2). Im September 1977 wurden im Anschluß an BOSEX '77 entsprechende Unter
suchungen vorgenommen. Trotz der vorangegangenen Stürme waren die Sauer
stoff-Bedingungen im Tiefenwasser kaum günstiger als im August des Vorjahres.
Offensichtlich hatte sich die durch die Stürme hervorgerufene Turbulenz des
Wassers nicht bis zum Boden durchgesetzt.
2.3.6.4 Überwachung des Meerwassers auf Schwermetalle
Auf den Überwachungsfahrten in die Nord- und Ostsee werden je eine unge
filterte Wasserprobe und eine an Bord mit speziellen Membranfiltern gefilterte
Wasserprobe abgefüllt und konserviert, woraus später der gelöste und der parti
kuläre Anteil der Schwermetalle im Meerwasser bestimmt wird. Im Berichtszeit
raum wurden die Proben von 22 Stationen in der Deutschen Bucht vom Sommer
1974 analysiert. Besonders die Metalle Eisen und Mangan zeigten in den Mün
dungsbereichen der großen Ströme und im Einbringungsgebiet für die Abfälle aus
der Titandioxid-Produktion extrem hohe Gehalte in der partikulärem Fraktion,
jedoch sehr viel geringere Konzentrationen im gelösten Anteil. 1976 wurden
weitere Uberwachungsfahrten in die Deutsche Bucht sowie in die westliche
Ostsee (auf einem erweiterten Netz von 18 Stationen von der Flensburger Förde
bis in das Meeresgebiet um Bornholm) unternommen.
*) International Council for the Exploration of the Sea
**) Scientific Committee on Oceanic Research