Meereskunde
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leicht bestimmen läßt, ist es als Tracer gut geeignet. Die Untersuchungen er
folgen in enger Zusammenarbeit mit dem Fisheries Radiobiological Laboratory
in Lowestoft.
In diesem Programm wurden bisher auf 5 Fahrten mit den Schiffen FS „Meteor",
VFS „Komet", VFS „Gauß" und FK „Friedrich Heinoke" im Bereich der gesamten
Nordsee Wasserproben zur radiologischen Untersuchung entnommen. Im Jahre
1974 waren dies 350 und im Jahre 1975 547 Proben von je 50 Liter. Von britischer
Seite wurden im gleichen Zeitraum eine Aufnahme der mittleren und nördlichen
Nordsee sowie Reihemmessungen in einzelnen Seegebieten von verschiedenen
Schiffen aus durchgeführt. Das Programm soll noch bis Ende 1976 laufen.
Ergänzt werden diese Untersuchungen durch die Anfang 1975 im Rahmen eines
Forschungsauftrages begonnenen Messungen über das Vorkommem und die Ver
teilung von Transuran-Elementen im Bereich der Nordsee. Es konnte
bereits ein Überblick über die Verbreitung des Plutoniums in der Nordsee ge
wonnen werden: Im größten Teil der Nordsee liegen die Aktivitäten im Bereich
des durch die Atombombenversuche bedingten „Nullpegels" (ca. 1 X 10- 3 pCi/l).
Nur in den unmittelbaren Einflußbereichen der Kernbrennstoff-Wiederaufberei
tungsanlagen lassen sich höhere Konzentrationen feststellen (einige 10- 3 pCi/1),
die aber mit zunehmender Entfernung von der Auslaßquelle schnell abnehmen.
b) Radiologische Untersuchungen im Nordost-Atlantik und im westlichen Mittel
meer
Die „Meteor-Fahrt Nr. 33 (Frühjahr 1974) führte in das Seegebiet zwi
schen Iberischer Halbinsel und den Azoren sowie in das Mittelmeer. Im Atlantik
wurden vor allem Anreicherungs- und Ausbreitungsvor
gänge im Bereich des in etwa 800 bis 1200 m Tiefe liegenden Mittelmeerwasser
einschubes untersucht. Diese Schicht wirkt als Sperrschicht gegen schnelle Ver
tikalaustauschvorgänge. Sie stellt daher einen der maßgeblichen Faktoren für den
Zeitablauf dar, mit dem u. U. um Meeresboden lagernde lösliche Abfälle wieder
in oberflächennahe Bereiche gelangen können. Im westlichen Mittelmeer, insbe
sondere im Einflußbereich der Meerenge von Gibraltar, wurde die Vertikalver
teilung des Cs 137 im Wasser und dessen Transport in dem in den Atlantik aus
fließenden Wasser untersucht. Insgesamt wurden 196 Wasserproben von 50 bis
400 Liter (je nach Entnahmetiefe) aus dem Atlantik und 27 Proben aus dem Mittel
meer entnommen.
Wissenschaftler des Fachgebietes M 6 arbeiteten in verschiedenen Experten
gruppen der International Atomic Energy Agency (IAEA, Wien) und der Nuclear
Energy Agency (NEA/OECD, Paris) mit, um u. a. Richtwerte für die Ein
bringung radioaktiver Abfälle in das Meer festzulegen.
c) Überwachung des Meerwassers auf Radioaktivität
Für den Bereich der Deutschen Bucht und der westlichen Ostsee bestand in den
Jahren 1974 und 1975 keinerlei Gefährdung durch radioaktive Stoffe; das geht
auch aus den Registrierungen der Meßanlagen des Strahlenüberwa
chungsnetzes hervor.