Meereskunde
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Nachfolgergruppe mit erweitertem Zuständigkeitsbereich (Nordsee und Nord
atlantik) ihre Tätigkeit auf. Eine ihrer Untergruppen (Sub-Group on Contaminant
Levels in Seawater) hat unter der Leitung des Fachgebiets internationale Pro
gramme zur Bestimmung von schädlichen Schwermetallen im Meerwasser zu
planen, zu koordinieren und durchzuführen.
Das DHI wirkte auch in erheblichem Umfang an dem von der IOC-Koordinie-
rungsgruppe für GIPME (Global Investigation of Pollution in the Marine Environ
ment) ausgearbeiteten „Comprehensive Plan for GIPME" mit. Dabei
wurden „Leitlinien für Baseline Studies" zur Untersuchung der gegenwärtigen
Meeresverschmutzung in den verschiedenen Weltregionen aufgestellt.
Finanziert vom BMFT wurden im September 1975 Untersuchungen begonnen, ob
die Neutronenaktivierungsanalyse für eine regelmäßige Über
wachung auf schädliche Spurenelemente in den deutschen Meeresgebieten sinn
voll und rationell eingesetzt werden kann. Sie verspricht eine hohe Empfindlich
keit, geringeren Einfluß von Kontamination und die Möglichkeit zur Bestimmung
von Elementen, die mit den beiden anderen Methoden nicht leicht zu messen
sind. Gegen Ende der Berichtszeit wurden die entsprechenden Spezialgeräte er
worben, Meßeinrichtungen in Betrieb genommen und mit der Entwicklung von
Analysenverfahren begonnen.
Ein Erdwissenschaftliches Flugzeug-Meßprogramm, das die Deutsche Forschungs
und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DFVLR) im Auftrag de BMFT durch
führt, soll mit den modernen Verfahren der Fernerkundung (Remote Sens-
ing) vertraut machen und neue Anwendungsmöglichkeiten aufzeigen. Dabei wird
in einem Experiment „Chemische Meeresverschmutzung" untersucht, inwieweit
chemische Parameter durch Fernerkundung der Meeresoberfläche gemessen wer
den können; dies würde eine Überwachung der Meeresverschmutzung mit Flug
zeugen und Satelliten ermöglichen. Als Testobjekt ist die Verklappung von Ab
fallsäuren aus der Titandioxid-Produktion bei Helgoland vorgesehen. Ein Vor
programm, mit Flugzeugaufnahmen wurde im Juli 1975 ausgeführt; das eigent
liche Experiment soll im August/September 1976 stattfinden.
e) Überwachung des Meerwassers auf organische Schadstoffe
Seit 1974 werden die Deutsche Bucht und die westliche Ostsee regelmäßig auf
chlorierte Kohlenwasserstoffe überwacht.
Es wurde ein Probenahme- und Analyseverfahren entwickelt, um Pestizide und
Polychlorbiphenyle (PCB) im Meerwasser zu entdecken und zu bestimmen. Diese
Schadstoffe kommen in Konzentrationen vor, die im Bereich der Nachweisgrenze
liegen; daher muß bei der Bestimmung mit erheblichen Störungen durch Konta
mination gerechnet werden. Die Entnahme von Oberflächenwasser gelingt am
störungsfreiesten mit einem Edelstahleimer vor dem Bug des langsam fahrenden
Schiffes. Für die Probenahme aus der Oberflächenschicht und aus tieferen
Wasserschichten wurden zusammen mit der Versuchswerkstatt Spezialschöpfer
konstruiert. Diese Entwicklungsarbeiten sind noch nicht abgeschlossen.
In der Deutschen Bucht wurden jährlich einmal auf einem Netz von 22 Stationen
Proben aus einer 3 bis 4 mm dünnen Oberflächenschicht und aus verschiedenen
Tiefen genommen. Ebenso wurde die westliche Ostsee von der Flensburger Förde'
bis Bornholm auf 18 Stationen einmal im Jahr überwacht (Abb. 6).