Seevermessung und Seekartenwerk
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Seiten 1975 und 5 Anlagekarten. Außerdem wurden 176 bzw. 190 Deckblätter und
Anweisungen zur handschriftlichen Berichtigung sowie 16 bzw. 30 Seiten „Be
richte der Seefunkstellen" und „Mitteilungen" veröffentlicht. Speziell für die
Sportschiffahrt erschienen in jedem Berichtsjahr der „Jachtfunkdienst" und
„Wetter- und Warnfunk" zu Beginn der Sommersaison.
II. SEEVERMESSUNG UND SEEKARTENWERK
Am 31. 11.1974 trat nach langjähriger verdienstvoller Tätigkeit der Leiter der
Abteilung „Seevermessung und Seekartenwerk", Ltd. Reg. Dir. Karl Ansorge, in
den Ruhestand. Nachfolger wurde Ltd. Verm. Dir. Dr.-Ing. Werner Bettac.
1. Automation in der Seevermessung und im Seekartenwerk
Die Datenerfassung bei der Seevermessung erfolgte in den beiden Berichtsjahren
in den Gebieten mit Decca- oder Hi-Fix-Bedeckung weitgehend automatisiert.
Die Fehlerrate konnte dabei unter 1% gesenkt werden und lag damit in derselben
Größenordnung, wie sie bei herkömmlichen Beobachtungsverfahren zu erwarten
gewesen wäre.
Die Konzipierung und Entwicklung eines Gerätes, das die Echogramme während
der Vermessungsfahrt automatisch mit Uhrzeit und den Werten des verwendeten
Funkortungsverfahrens beschriftet, wurde mit der Firma Prakla-Seismos durch
gesprochen. Die Erprobung soll im Frühjahr 1976 bei der praktischen Seever
messung durchgeführt werden.
Um die Automationslücke, die bei nicht vorhandener Hyperbel-Bedeckung ge
geben ist, zu schließen, wurde das elektronische Tachymeter AGA 700 auf seine
Eignung für die Seevermessung untersucht. Bei diesem Verfahren verfolgt ein
Beobachter auf einer Landstation mit dem Fernrohr des Tachymeters ständig das
Vermessungsboot. Dabei werden kontinuierlich die Richtung und Entfernung
zwischen Landstation und Boot gemessen und auf Lochstreifen registriert. Er
probungen vor Hörnum im Herbst 1974 und im Kieler Hafen im Herbst 1975
brachten gute Ergebnisse: Es wurden Reichweiten zum fahrenden Boot bis zu
8 km erzielt, die Genauigkeit lag bei etwa 0,5 m.
Nach den Untersuchungen ist das AGA 700 besonders für genaue Ortsbestim
mungen von Vermessungsschiffen und -booten im Nahbereich, z. B. bei Hafen
aufnahmen und der Vermessung schmaler Gewässer geeignet, außerdem für Watt
nivellements, Paßpunktbestimmungen bei Bildflügen, Einmessungen von Pegeln,
Polygonierungen und für tachymetrische Geländeaufnahmen. Das Gerät wird bei
Bedarf angemietet. Für die Auswertung der Messungen wird ein EDV-Programm
entwickelt, das als Endprodukt eine automatisch gezeichnete Tiefenlinienkarte
erzeugt.
Für das Zeichnen von Kartennetzen und -rändern und von Hyperbelnetzen wurde
der numerisch gesteuerte Zeichentisch „ARISTOMAT 8446" auch 1974/75 mit
Erfolg eingesetzt. Neben der Schichtgravur wurde dabei immer häufiger die Licht
zeichnung angewandt.