Das DHI in den Jahren 1970 und 1971
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Zu Strommessungen, Sedimentuntersuchungen, zur Überwachung der Verschmut
zung und der Radioaktivität des Meerwassers sowie zur Typenprüfung von Or
tungsfunkanlagen unternahm das Vermessungs- und Forschungs
schiff „Gauß“ 30 Fahrten in Nord- und Ostsee.
Etwa 30000 sm Lotungslinien liefen das Vermessungs- und For
schungsschiff „Komet“, das Vermessungsschiff „Süderoog“ und das Vermessungs
und Wracksuchschiff „Atair“ in Nord- und Ostsee ab. Die Wracksuche und Wrack
kontrolle wurde in den beiden Berichtsjahren im üblichen Umfang ausgeführt.
In einem Sondereinsatz im September und Oktober 1970 stellte VFS „Komet“ am
Südausgang des Kleinen Belt an elf Positionen stärkere magnetische Anomalien
fest, die eindeutig durch versenkte oder versunkene Eisenteile erzeugt wurden; bei
nachfolgenden Suchaktionen durch Dienststellen der Bundesrepublik und des Lan
des Schleswig-Holstein wurde an den meisten dieser Stellen Gasmunition vom
Meeresgrund geborgen.
Im August und September 1971 vermaß das VFS „Komet“ den Meeresboden im
Gebiet des Island- Jan-Mayen- Rückens und lieferte damit Unterlagen für Fischerei-
und Seekarten sowie für die internationale Allgemeine Tiefenkarte der Ozeane. In
Verbindung damit und finanziell unterstützt von der DFG wurde die gravimetrische
und magnetische Vermessung des tektonisch interessanten Gebietes um Island
fortgesetzt, die FS „Meteor“ auf mehreren Fahrten südlich Islands begonnen hatte.
VFS „Komet“ und seine sechs Vermessungsboote erhielten Geräte, die die Schiffs
position und die Lotung automatisch aufnehmen und auf Lochstreifen ausgeben.
Um programmierbare kartographische Arbeiten automatisch ausführen zu können,
wurde ein elektronisch gesteuerter Zeichentisch mit einem Kleinrechner ange
schafft. Trotz Rationalisierung und Generalisierung wird es immer schwieriger, das
Seekartenwerk im bisherigen Umfang laufend zu halten: Die eigenen Ver
messungsergebnisse ebenso wie die von außen zugehenden Karten, die in die
deutschen Seekarten einzuarbeiten sind, nehmen ständig zu. Ebenso wächst die
Nachfrage: In den beiden Berichtsjahren wurden mehr als 500 000 Seekarten ab
gesetzt.
An den rund 70 deutschen Seebüchern wurde die Berichtigung und Er
neuerung fortgesetzt. Die Auflage der wöchentlich erscheinenden „Nachrichten für
Seefahrer“ mußte auf 4500 erhöht werden. Insgesamt wurden in den beiden Be
richtsjahren 1 338 665 nautische Bücher und sonstige Veröffentlichungen des DHI
ausgeliefert.
Immer mehr freiwillige Mitarbeiter unterstützten durch nautische Berichte die Arbeit
des DHI. Zwei besonders verdiente Mitarbeiter wurden durch die Verleihung der
Seewart-Medaille in Bronze geehrt. Dem ehemaligen Präsidenten des DHI, Dr. G.
Z w i e b I e r, wurde am 8. Juli 1970 die Seewart-Medaille in Silber verliehen.
Am 6. November 1970 besuchte der Präsident des Direktionskomitees der inter
nationalen Hydrographischen Organisation, Admiral G. J. C h at e I, das DHI. Auf
gabe der Internationalen Hydrographischen Organisation
(IHO) ist es, die Zusammenarbeit der nationalen hydrographischen Dienste zu ko
ordinieren. Die IHO-Kommission der Nordsee-Hydrographen tagte im Mai 1970 in
Oslo. Dort legte das DHI vier Gezeitenkarten der Nordsee südlich 56° N vor. Sie
waren nach Beobachtungen aller Mitgliedstaaten im Aufträge der Kommission
bearbeitet worden, um die Beschickung der Lotungen auf den Tiefwasserwegen zu
verbessern. Die vier Karten erschienen inzwischen als britische Admiralty Chart
No. 5059 und als Anhang zu den deutschen Gezeitentafeln Band I. Band II der