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25./26. Jahresbericht des Deutschen Hydrographischen Instituts 1970/71
aus; die erhoffte Entlastung trat aber nicht ein, bedingt durch den erhöhten Anfall
an Vermessungs- und Kartenunterlagen sowie durch zusätzliche Aufgaben. 1970
gingen beim Seekartenwerk ca. 1350, 1971 ca. 1750 Karten und Pläne zur Verarbei
tung in deutsche Seekarten ein, von denen nur etwa je 70 % ausgewertet werden
konnten. Mit den aus den Vorjahren nicht verarbeiteten Unterlagen erhöhte sich
damit die Anzahl der für das Seekartenwerk nicht ausgewerteten Karten auf über
2000 Stück.
Um das zur Verfügung stehende Personal so wirksam wie möglich einzusetzen,
wurden auf Grund von Auszählungen des statistischen Bundesamtes in Wiesbaden
und anderer Unterlagen Anlauffrequenzen deutscher Schiffe in ausländischen Häfen
für das Jahr 1967 ermittelt, um somit Schwerpunkte bei der Bearbeitung deutscher
Seekarten bilden zu können. Dadurch litten allerdings die Karten weniger befah
rener Gebiete, sie mußten teilweise mit Warnvermerken versehen werden, die auf
den schlechten Berichtigungsstand hinweisen. 23 Seekarten, darunter acht großen
Maßstabs von der norwegischen Westküste, mußten aus dem Verkehr gezogen
werden, weil sie so veraltet sind, daß ein Verkauf nicht mehr verantwortet werden
kann. Es ist zu befürchten, daß sich diese Zahl weiter erhöhen wird und ein Aus
weichen auf geeignete fremdländische Seekarten nicht immer möglich ist. Die im
Jahresbericht 1969 angedeuteten neuen Generalisierungsgrundsätze wurden unter
Berücksichtigung der navigatorischen Notwendigkeiten weiterentwickelt und wer
den jetzt folgendermaßen gehandhabt:
In großmaßstäbigen Karten (Küstenkarten) werden in Verbindung mit Plänen und
Plankarten weiterhin alle bekannten und die Schiffahrt interessierenden Einzel
heiten dargestellt.
In Karten kleineren Maßstabs (Segelkarten), die zum Teil durch obige Karten ge
deckt sind, werden im inneren Küstenbereich und in den Häfen liegende Angaben,
die nicht für die Navigation außerhalb der Küstengewässer oder für die Ansteue
rung der Küste dienlich sind, weggelassen. Je nach der morphologischen Beschaf
fenheit des Küstenvorlandes werden innerhalb der 6-m- bzw. 10-m-Linie unter der
Küste keine Tiefenzahlen, Wracke und sonstigen Angaben für unter Kartennull
befindliche Objekte gebracht. Flachwassergebiete erhalten einen Blauton bis zur
10-m-Linie.
In kleinmaßstäbigen Karten (Übersichtskarten) werden nur diejenigen Angaben
gebracht, die für die Navigation im freien Seeraum und für eine allgemeine Über
sicht erforderlich sind. Auf die Darstellung der 6-m-Linie wird ganz verzichtet. Der
Blauton für Flachwassergebiete kann ggf. bis zu einer tieferen Meterlinie ausge
dehnt sein.
Bei der handschriftlichen Berichtigung der gedruckten Seekarten werden Verlegun
gen von Seezeichen und Objekten nicht mehr durch Entfernung und Neueintragung,
sondern durch violette Pfeilangaben angezeigt.
1970 erschienen die bereits angekündigten zehn Seekarten mit der inneren und
seewärtigen Begrenzung des Küstenmeeres an der Nordseeküste der Bundes
republik Deutschland nach dem Übereinkommen der Genfer Seerechtskonferenz
von 1958 (s. Abb. 4). Gleiche Karten für die Ostseeküste sind vorgesehen.
In Zusammenarbeit mit dem Olympischen Komitee für die Spiele der XX. Olym
piade wurde von dem Gebiet der Kieler Förde eine Sonderkarte, 1 :50 000, mit
sechs in diesem Bereich liegenden Seglerhäfen (alle im Maßstab 1 :3000) erstellt.
Mit den neuen Ausgaben der Karten Nr. 29, 160 und 161 sind alle Seekarten der
östlichen Ostsee überarbeitet und auf mehrfarbigen Druck umgestellt worden. Im