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Full text: Jahresbericht 1991

Meereskunde 
Klimaschwankungen im Nordatlantik. Neue geologische 
Erkenntnisse 
Modernere Definitionen verstehen unter Kli 
ma den mittleren Zustand der Atmosphäre über 
einem bestimmten Ort, bezogen auf eine be 
stimmte Zeitepoche, mit Rücksicht auf die mittle 
ren und extremen Veränderungen, denen die zeit 
lich und örtlich definierten atmosphärischen 
Zustände unterworfen sind. Diese Definition 
weist darauf hin, daß Klimate neben der Regiona- 
lität eine interne Variabilität besitzen. Die Proble 
matik im Erkennen von Klimaveränderungen liegt 
in der Bewertung der inneren Variabilität, wozu 
Beobachtungszeiten minimal von der Länge der 
- kaum bekannten - Residenzzelten notwendig 
sind. Mathematische Modelle simulieren bisher 
zeitlich wie räumlich nur relativ grob, da die Para 
metrisierung eines Klimas qualitativ, und erst 
recht quantitativ, wegen der komplizierten, nichtli 
nearen Zusammenhänge schwierig ist. Aus den 
oben genannten Gründen sind moderne Daten 
reihen zum Verifizieren der Modelle selten. Daher 
Ist die Betrachtung fossiler Klimate und deren 
Veränderungen von maßgeblicher Bedeutung für 
das Verständnis der gegenwärtigen und zukünfti 
ger Klimasituationen. 
Nach dem gegenwärtigen Stand der For 
schung entstehen Klimate aus den Wechselwir 
kungen zwischen Ozean, Kryosphäre, Atmo 
sphäre und der Konfiguration der Kontinente. 
Änderungen in der Konfiguration der Landmas 
sen sind bei der hier interessierenden Problema 
tik ohne Bedeutung. Die Reaktionszeiten von Eis 
schilden liegen (bezogen auf das Gesamtsystem) 
in der Größenordnung von Jahrtausenden, im 
Ozean bei Jahrhunderten und in der Atmosphäre 
bei Jahren. Die natürlichen Ursachen für Verän 
derungen sind in der Regel In den zyklischen 
Schwankungen der von der Sonne zugeführten 
Energie (Insolation) zu suchen. Die Veränderun 
gen der Insolation, die nur wenige Prozent betra 
gen und von der geographischen Breite abhän- 
gen, scheinen aufgrund von Selbstverstärkungen 
Im o.g. System (nichtilneare Resonanzen) aus 
reichender Antrieb für größere globale Reorgani 
sationen zu sein. Etablierte Antriebsparameter 
sind die Orbitalzyklen der Erde, nämlich Präzes 
sion (ca. 21 000 J.), Schiefe der Ekliptik (ca. 
41 000 J.) und Exzentrizität (ca. 110 000 J.). Das 
jüngste (Sommer)-Insolationsminimum markiert 
den Beginn der Kleinen Eiszeit (13.-19. Jahrh. 
n. Chr.), dem kältesten Klimaabschnitt seit dem 
Ende der letzten Eiszeit. 
Aufgrund des komplexen Zusammenwir 
kens von Ozean, Eis und Atmosphäre ist es 
schwierig, den Angriffspunkt der Insolation auf 
Komponenten dieses Systems zu bestimmen. 
Sicher ist nur, daß der nördliche Atlantik eine 
wichtige Rolle bei der globalen Ausprägung von 
atmosphärischen und ozeanographischen Klima- 
ten spielt. 
Beiträge des BSH zum Verständnis von Kli 
maveränderungen im nordatlantischen Raum re 
sultieren u.a. aus sedimentologischen Arbeiten 
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